Schlechte Manieren

Das Massaker von Blacksburg war gerade ein paar Stunden alt, als „Spiegel Online“ den ersten Augenzeugenbericht eines deutschen Austauschstudenten auf die Seite stellte. Seine von einem Redakteur protokollierten Zeilen hoben sich deutlich ab von einer Berichterstattung, die über den erwartbaren Chor aus selbst ernannten „Amok-Experten“ und Amerika-Hetzern nicht hinauskam. Das sahen auch die Macher des Boulevard-Blatts „Berliner Kurier“ so und druckten den Text kurzerhand am Tag darauf nach. Um Erlaubnis baten sie nicht. Auf der Titelseite veröffentlichten die „Kurier“-Leute dann ein Foto des Studenten, das sie von seiner Homepage kopiert hatten. „Dieser Berliner überlebte die Amok-Hölle“ stand neben seinem Porträt. Ihn hatten sie genauso wenig gefragt. Jetzt beschäftigt der Fall die Rechtsabteilungen.

red

Erschienen in Ausgabe 5/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 12 bis 12. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.