Zwischen Traum und Trauma

So blutig war Journalismus schon lange nicht mehr: Nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) wurden im Jahr 2006 81 Journalisten und 32 Medienvertreter bei der Arbeit getötet. So viele Opfer musste die Menschenrechtsorganisation seit 1994 nicht bekannt geben, als Dutzende während des Völkermords in Ruanda ihr Leben ließen. Es liegt nahe, dass sich der „UNESCO-Welttag der Pressefreiheit“, der seit 1991 immer am 3. Mai stattfindet, in diesem Jahr vor allem dem Thema Sicherheit von Journalisten widmet. Im kolumbianischen Medellin diskutieren Journalisten, Medienexperten und Wissenschaftler aus aller Welt über das gestiegene Berufsrisiko in der Branche.

Gleichzeitig veröffentlicht „Reporter ohne Grenzen“ die Liste der „größten Feinde der Pressefreiheit“. Doch die ROG hält am Traum von Meinungs- und Informationsfreiheit für alle Menschen fest und macht dies thematisch mit dem aktuellen Bildband „Traum und Trauma“ deutlich, mit dessen Erlös die Arbeit der Organisation finanziert wird. Gewidmet ist der traditionell ebenfalls am 3. Mai erscheinende Band aus der Serie „Fotos für die Pressefreiheit“ allen Journalisten/innen, die weltweit an der Verwirklichung dieses Traumes arbeiten. Fotografen aus aller Welt haben dafür unentgeltlich Werke zur Verfügung gestellt, die diesem Spannungsfeld entsprechen. „Die Verbundstelle zwischen Traum und Trauma“, so „Reporter ohne Grenzen“, werde von den Fotografen des Bandes sichtbar gemacht.

Realität und Traum: Drei deutsche Künstler haben Bilder beigesteuert: Die Soziologin und Fotografin Sabine Felber ist mit einer Momentaufnahme ihrer Serie „Stadt-Träume“ aus Peking vertreten. Interessiert, sagt die Fotografin über ihre Arbeit, sei sie nicht an spektakulären Szenen, sondern an Menschen im Alltag, in ihrer Bewegung. Ihre Arbeitstechnik – eine fest installierte Kamera, in deren Blickwinkel Passanten geraten – bezeichnet sie als „inszenierten Zufall“.

Der ehemalige ARD-Hörfunkkorrespondent in Washington, Sebastian Hesse, hat in seinen fünf Jahren in den USA das Amerika von George Bush mit der Kamera festgehalten. Von Bush, der den Krieg gegen den Terrorismus in seinen Reden als „höheren Auftrag von jenseits der Sterne“ bezeichnet, hat Hesse auch den Titel seiner Foto-Serie entlehnt: „Beyond the Stars“ (Jenseits der Sterne). Seine Bilder zeigen eine patriotische, gottesfürchtige und seit dem 11. September auch verstörte Nation.

Jan von Holleben schafft in seiner Serie „Dreams of Flying“ (Träume vom Fliegen) mit einfachsten Mitteln die fast perfekte Illusion: Um Schwerelosigkeit zu suggerieren, fotografiert er seine auf dem Boden liegenden Protagonisten von oben, schafft damit eine Art Zweidimensionalität. „Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind viel auf dem Boden gespielt habe, ganze Welten auf dem Boden aufgebaut oder mit Kreide auf die Straße gemalt habe“, so erklärt von Holleben seinen Einfall. „Ich wollte die Bilder der Realität entziehen und gleichzeitig die Bildsprache vereinfachen.“

Info

Der bildband „Traum und Trauma“ (Preis 10,00 Euro) zu beziehen über den Buchhandel (ISBN 978-3-937683-12-6) oder direkt über:

http://www.reporter-ohne-grenzen.de

Linktipp::

http://www.reporter-ohne-grenzen.de

http://www.worldpressfreedomday.org

http://www.unesco.org

Homepages der Fotografen:

http://www.janvonholleben.com

http://www.sabinefelber.de

Erschienen in Ausgabe 5/2007 in der Rubrik „Fotos des Monats“ auf Seite 6 bis 6 Autor/en: Jochen Brenner. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.