Der Wandel ist beschreibbar

Seit Anfang der 1970er-Jahre gibt es in Deutschland mehr Sterbefälle als Geburten. Insbesondere Migration verhinderte, dass die deutsche Bevölkerungszahl noch vor 2002 zurückging. Seit fünf Jahren schlägt der demografische Wandel, der mit einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft einhergeht, verstärkt durch und wird sich noch potenzieren. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes ( www.destatis.de) wird die Bevölkerung von heute 83 Millionen Menschen schätzungsweise bis 2050 um 10 Millionen zurückgehen. Der grundlegende Gesellschaftswandel betrifft alle Lebensbereiche von der Kinderbetreuung bis zur Altenpflege und ist damit ein großes Arbeitsfeld für Journalisten. Zahlreiche Blätter wie „Main-Echo“ (Aschaffenburg), „Stuttgarter Zeitung“ und „Neue Presse“ (Hannover) reagierten bereits mit Demografie-Serien, um alle Facetten des komplexen Themas in den Griff zu bekommen.

Lokaltipp des Monats:

> Eingespannt. Das „Main-Echo“ (Aschaffenburg) hat das Thema demografischer Wandel in einer 32-teiligen Serie unter dem Titel „Schwundrepublik Deutschland“ beschrieben. Der besondere Dreh bei der Umsetzung: Die Redakteure berichteten aus ihrer persönlichen Lebenssituation. „Mit der bewusst subjektiven Sichtweise haben wir eine emotionale Debatte ausgelöst“, erläutert der für die Serie verantwortliche Redakteur Jens Raab. So schrieben zwei junge Redakteurinnen darüber, warum es so schwer ist, sich für ein Kind zu entscheiden. Eine andere schrieb über die Schwangerschaft, ein Vater über den Umgang mit älteren Kindern. Eine 64-jährige Kollegin, die 44 Jahre als Journalistin arbeitete und nebenbei 15 Jahre allein erziehend vier Kinder großzog, verstand die Welt nicht mehr und verfasste eine Polemik auf die aussterbenden Deutschen. Zahlreiche Leserpost, die auf Sonderseiten als Teil der Serie veröffentlicht wurde, bescheinigte der Redaktion, eine wichtige gesellschaftliche Debatte lokal angestoßen zu haben.

Kontakt: Jens Raab,

Tel. (06021) 39 64 67,

eMail: raab@main-echo.de

Ideenbörse:

> Lebenserfahrung. Die Gruppe der Älteren wird immer größer. „Es hat mich gestört, dass im Zusammenhang mit älteren Menschen oft über Lasten gesprochen wird“, sagt Redakteur Michael Ohnewald von der „Stuttgarter Zeitung“. Die Lebenserfahrung älterer Menschen machte er sich für eine zwölfteilige Porträtserie zunutze. Die ganzseitigen Stücke kreisten um die Spezialdisziplin der Menschen, die früher einmal Architekt, Ärztin, Schauspieler, Model, Manager oder Politikerin waren. In einem telefonischen Vorgespräch klärte der Redakteur, ob die Personen für die Serie geeignet sind. Die Gespräche selbst dauerten jeweils etwa drei Stunden.

Kontakt: Michael Ohnewald,

Tel. (0711) 72 05 13 13,

eMail: m.ohnewald@stz.zgs.de

> Familienglück. Die Patchwork-Familie ist eine deutsche Realität, aber nur eine Facette des Zusammenlebens. Mit der 26-teiligen Serie „Familienglück “ begegnet die „Neue Presse“ (Hannover) dem Vorurteil, dass Kinder ausschließlich eine finanzielle Belastung darstellen und einen Karriereknick bedeuten. „Dabei ging es gar nicht darum, nur heile Welt zu zeigen“, sagt Andrea Tratner. Einzelne Serienteile beschäftigten sich u. a. mit einer Multi-Kulti-Familie, Adoptivkindern und allein erziehenden Müttern und Vätern. Auch ein Hausmann war dabei. Ein anderer Serienteil handelte von einer Familie, die ein Kind nach einer künstlichen Befruchtung bekam. Neben den Schilderungen des Familienlebens kamen Experten zu Wort und familienrelevante Gerichtsurteile wurden abgedruckt.

Kontakt: Andrea Tratner,

Tel. (0511) 51 01 22 23,

eMail: tratner@neuepresse.de

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe“. Kontakt: Redaktion „drehscheibe“, Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,

Homepage: www.drehscheibe.org

Erschienen in Ausgabe 6/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 88 bis 88 Autor/en: Bernd-Volker Brahms. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.