Folgenreiche Ehrung

Hanseatische Zurückhaltung ist ihm fremd, und das war gut so: Als Dmitrij Muratow, Chefredakteur der russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, am 11. Mai im Hamburger Schauspielhaus mit dem Henri-Nannen-Preis für Pressefreiheit ausgezeichnet wurde, nutzte er die Gelegenheit für einen pragmatischen Appell ans applaudierende Publikum: „Schalten Sie Anzeigen bei uns und helfen Sie uns“. Wie sehr das regierungskritische Blatt ums Überleben kämpfen muss, hatte die russische Staatgewalt am Morgen der Preisverleihung wieder mal unter Beweis gestellt: Während der Chefredakteur an der Alster weilte, wurden die Redaktionsräume in der fernen Heimat durchsucht und Computer beschlagnahmt. Wenn auch bei dem Anzeigen-Appell so mancher im Publikum zusammenzuckte angesichts eigener Interessen auf dem russischen Markt, nahm die Akquise umgehend ihren Lauf: Initiiert von Scholz&friends-Chef Sebastian Turner sagten die Chefs diverser Medienhäuser und Unternehmen noch am selben Abend zehn Anzeigen zu, darunter Axel Springer, Holtzbrinck und natürlich Gastgeber Gruner+Jahr selbst. Nach dem Abend haben der Gesamtverband Kommunikationsagenturen e.V. (GWA) und der Verband deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) sich der guten Sache angenommen und wollen bis Anfang Juni eine Mustervorlage für die dann verbindlichen Buchungen erstellen. Mal sehen, wer da Flagge zeigen wird. Die zentrale Koordination liegt beim „Stern“. ami

www.henri-nannen-preis.de

Tipp: Im nächsten „medium magazin“ 7/06 (Ende Juni) erscheint das „Best of … Henri-Nannen-Preis“ mit Interviews der preisgekrönten Autoren und ihren Beiträgen.

Erschienen in Ausgabe 6/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.