Jury-Statement

Gabor Steingart, Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros und Mitglied der Print-Jury, über „Weltberühmt – und sie weiß es nicht“ von Kai Feldhaus

„An dieser „Bild“-Story sind zwei Dinge auffällig: Sie ist präzise erzählt und sie ist schlicht im Ton. Keine Effekthascherei. Keine Übertreibung. Diese Geschichte ist gewissermaßen von der Wirklichkeit verfasst und der Autor Kai Feldhaus lässt sie wirken. Er erzählt uns das Schicksal des Jungen Alassa, der es einer Kombination von moderner Medizin und Mutterliebe verdankt, dass er dem fast schon sicheren Hungertod entkam. Der Autor zeigt Mitgefühl, aber er verzichtet auf Mitleid. Auch das zeichnet ihn aus.

Es wird noch eine zweite Geschichte erzählt: Die des Fotos, das als „World Press Photo“ ausgezeichnet wurde. Alassas Kinderhand im Gesicht seiner besorgten Mutter war dort zu sehen. Das Bild schrieb Fotogeschichte, weil es Hoffnung vermittelte unter Bedingungen, die wir Westeuropäer uns angewöhnt haben als hoffnungslos zu empfinden. Der afrikanische Hungerkontinent schien Mutter und Kind verschluckt zu haben. Feldhaus begab sich auf die Suche. Die war mühsam, aber erfolgreich. Ehrlichkeit bis zum Schluss: Die Frage der Bezahlung wird nicht ausgespart. Die Frau erhält vom „Bild“-Mann Reis und Hirse für einen Monat – und einen Esel für den Weg zum Wochenmarkt. Erstmals in der Geschichte des Axel-Springer-Preises wird damit ein bekennender Scheckheftjournalist geehrt – zu Recht.“

Erschienen in Ausgabe 6/2007 in der Rubrik „Best of Axel-Springer-Preis für junge Journalisten“ auf Seite 2 bis 2. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.