„Meine Schwäche: Angst vor dem ersten Satz“

Bascha Mika, 1954 in einem schlesischen Dorf in Polen geboren, wuchs in Aachen auf. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Ethnologie in Bonn und Marburg (Abschluss M.A. Philosophie) war sie als freie Journalistin tätig. 1988 wurde sie Redakteurin, dann Reporterin bei der „tageszeitung“ („taz“) in Berlin. Im Mai 1998 übernahm sie die Chefredaktion des Blattes und ist heute die längstamtierende Chefin der „taz“. Daneben ist sie seit Herbst 2003 Medienrätin für Berlin-Brandenburg, seit 2004 Aufsichtsrätin der electronic media school (ems) Potsdam-Babelsberg und Gastprofessorin (Kulturjournalismus) an der Universität der Künste Berlin. Seit 2005 gehört sie auch der Jury für den Theodor-Wolff-Preis an. Bascha Mika ist darüber hinaus Autorin mehrerer Bücher, darunter „Alice Schwarzer – eine kritische Biografie“.

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Ich dachte – und manchmal denke ich es immer noch –, wer Geschichten über die Welt erzählt, kann sie auch verbessern.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?

Habe einige Tage mit den Anführerinnen der italienischen Prostituiertenbewegung verbracht. Die „FR“ gab mir dafür eine Seite, der SFB 10 Minuten. Für die „FR“-Reportage brauchte ich drei Wochen, beim Radiobeitrag war ich mit zwei Wochen schon richtig schnell.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Oriana Fallaci, als sie noch nicht durchgeknallt war, Jürgen Leinemann, Tom Wolfe.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er Kritik und Kontrolle als seine wichtigste Aufgabe begreift und sich niemandem andient.

Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?

Viele Kollegen werden auf die Grenze zwischen PR und Journalismus pfeifen.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Nein, bin ja nicht gemeint.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Meine Vorlesungen an der Universität der Künste, Berlin.

Wie wichtig ist Klatsch?

Na ja.

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

In der Praxis.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Nicht als Einsteigerinnen, aber sobald es um Führungsjobs geht.

Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Stärken: gute Schreibe, gute Blattmacherin. Schwächen: Angst vor dem ersten Satz.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

www.taz.de, unser neuer Online-Auftritt.

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Dr. Sex“ von T.C. Boyle.

Ihr liebstes Hobby?

Meine Pflanzen, wenn sie Dschungel spielen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?

Neun Jahre die „taz“ zu leiten – ohne ein einziges Magengeschwür.

Ihr größter Flop?

Noch immer keine 100.000 Abos für die „taz“…

Welches Medienprojekt ist für Sie besonders zukunftsträchtig?

„The Economist“, wegen seiner globalen Berichterstattung.

Ihre Lieblingszeitung?

Meine.

Ihre Lieblingssendung?

„24“.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Haltung.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Sie war nur 1,54, aber …

Erschienen in Ausgabe 6/2007 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 98 bis 98. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.