Hotspots für Journalisten

Kollegen können so grausam sein! Statt in aller Stille ihre Siebensachen zu packen und sich zu trollen, verbringen sie gern den letzten Tag vor ihrem Urlaub damit, allen anderen in der Redaktion mit großer Gründlichkeit die Laune zu verderben. Sie teilen den Zurückbleibenden einfach mit, dass es morgen ganz früh nach Mallorca (Sylt, Cuba …) gehe. Und dass doch wirklich jeder ein bedauernswertes Wesen sei, der bei diesem Wetter ins Büro müsse. Das tut richtig weh, wenn man noch lange auf den Urlaub warten muss. Oder ihn – noch schlimmer! – für dieses Jahr schon hinter sich hat.

Dabei gibt es doch so eine einfache Möglichkeit, sich an diesen taktlosen Kollegen zu rächen. Man braucht bloß Laptop, Digitalkamera und ein schickes Cafe im Grünen mit einem WLAN-Hotspot. Damit die Rache funktioniert, muss man sich vom Urlauber vor dessen Abreise bloß eine eMail-Adresse geben lassen, unter der er auch in den Ferien erreichbar ist. Alternativ geht aber auch die Nummer eines Mobiltelefons, das Bildnachrichten empfangen kann.

Berliner Freiluftzonen. Und dann wird die Arbeit auf Sommerbetrieb umgestellt! Das heißt: Raus aus den überhitzten oder unterkühlten Büros und rein in die Natur! Davon gibt es auch mitten in Berlin jede Menge. So kann sogar die winzige Wiese neben dem Auswärtigen Amt am Werderschen Markt in Berlin-Mitte ruck, zuck zum modernen Büro werden. Man holt sich im öffentlich zugänglichen Coffee Shop des Außenamtes seinen Kaffee Latte und wirft draußen vor der Tür den transportablen Computer an. Der kostenlose WLAN-Hotspot im Innenhof des Ministeriums ist nämlich nicht nur flott, sondern auch so sendestark, dass er außerhalb des Hauses funktioniert.

Ein Geheimtipp aus der Anfangszeit der öffentlichen drahtlosen Internetzugänge, das Sony-Center am Potsdamer Platz, ist schon lange nicht mehr geheim. Hier sitzen täglich Touristen und Studenten, die sich den teuren Besuch im Internetcafe oder einen eigenen DSL-Anschluss sparen wollen, dicht an dicht auf dem Rand des zentralen Wasserbeckens. Bei den hier regelmäßig stattfindenden Hollywoodfilmpremieren – zuletzt schritten Bruce Willis („Stirb langsam 4.0“) und Cameron Diaz (lieh der Prinzessin Fiona in „Shrek der Dritte“ ihre Stimme) über den Premierenteppich – müssen sich die WLAN-Stammgäste den Hotspot mit Dutzenden Zeitungs- und Agenturfotografen sowie Schreibern teilen.

Wer es idyllisch mag, für den ist das Café am Engelbecken genau richtig. An der Grenze von Kreuzberg zu Mitte sitzt man am Wasser und surft im Internet, beantwortet Mails, schreibt Texte. Und darf zwischendurch nicht vergessen, dem Gast am Nachbartisch die Digitalkamera in die Hand zu drücken. So entsteht dann das Foto, das man dem Kollegen in den Urlaub hinterher schicken kann. Mit einer passenden Bemerkung wie: „Weiß gar nicht, warum du eine teure Fernreise unternimmst, um es tausende Kilometer entfernt nur halb so schön zu haben!“ Oder man schreibt gleich im Stil einer Urlaubskarte: „Wetter hervorragend, Essen prima, Arbeit geht gut von der Hand. Und das Beste: Ich habe meinen Urlaub noch vor mir!“

Wer seine Redaktionsarbeit in der inspirierenden Atmosphäre eines Hauses voller moderner Kunst erledigen möchte, der ist in den Kunstwerken in der Auguststraße in Mitte, Berlins wichtigster Galerienmeile, genau richtig. Das Café Bravo bietet neben Außenplätzen im Hof auch einen kostenlosen, schnellen Hotspot. Dieser idyllische Platz gilt vielen als der schönste Ort der Stadt, um ins Internet zu gehen. Die Vögel zwitschern, die Kaffeemaschine röchelt.

Wer es eher städtisch-pulsierend mag, der kann ja entlang der alten West-Berliner Prachtstraße Kurfürstendamm, die nach Jahren des Niedergangs inzwischen wieder schicker wird und gegenüber den angesagten Gegenden im Ostteil der Stadt an Attraktivität gewinnt, einen Kaffee trinken. Hier muss man nicht mal darauf achten, ob das Café überhaupt einen Hotspot bietet, denn der Kurfürstendamm ist komplett versorgt! Jeder kann sich hier bei „bluespot“ kostenlos einloggen. Einfach Browserfenster öffnen, eigene Handynummer eingeben und abschicken. Kurz darauf kommt eine SMS mit dem Code für eine Stunde kostenlosen Surfens. Wer dann noch nicht genug hat, kann die Prozedur einfach wiederholen.

Münchner Biergarten-Kultur. In den Genuss dieser paradiesischen Zustände kommen übrigens nicht nur die Freunde des Unterwegs-Internets in Berlin. Direkt an einem der Eingänge zum Englischen Garten in München findet sich der Bio-Imbiss und Biergarten „Milch-Häusl“, wo Gäste mit selbst mitgebrachten Geräten kostenlos und drahtlos im Internet surfen und nebenbei noch lauter Bio-Leckereien verputzen können. Leberkas, Rostbratwürstl, Wiener Würstl, Weißwürste – alles Bio! Damit das auch der letzte Depp kapiert, heißt hier sogar der Kiosk „Biosk“ und bietet fair gehandelte Gummibärchen an. Extratipp: Es kann sich lohnen, seinen kränkelnden Hund mitzubringen, denn das Milch-Häusl befindet sich gegenüber der Uni-Tierklinik. Hier verbringt mancher Student der Veterinärmedizin seine Mittagspause. Und ist vielleicht so nett, mal einen Blick auf Bello zu werfen. Das gesparte Tierarzt-Honorar kann man ja in zwei Bio-Birne-Mohn-Schorlen investieren.

Hamburger Hotspots. Vor fünf Jahren hatte sich Hamburg noch selbst als WLAN-Hauptstadt ausgerufen. Damals wurde ein kostenloser Hotspot nach dem anderen eingeweiht. Inzwischen ist die Luft raus und in der Hansestadt haben mal wieder die Kaufleute gewonnen. Der kostenlose WLAN-Internetzugang im idyllisch an der Elbe gelegenen Restaurant Au Quai ist inzwischen die große Ausnahme. Aber wenigstens Journalisten können noch draht- und kostenlos durch die Stadt surfen: Nach einer Anmeldung unter www.lan1.net/press_de.htm können sie nämlich auch viele sonst kostenpflichtige Hotspots in der Stadt ohne Bezahlung benutzen.

Linktipp

www.cafespots.de

bietet eine bundesweite Übersicht von kostenlosen WLAN-Hotspots in Cafés

www.lan1.net/ press_de.htm

bietet Journalisten in Hamburg kostenlos einen mobilen Internetzugang

Die Adressen

Auswärtiges Amt

Werderscher Markt 1, 10117 Berlin

Café am Engelbecken

Michaelkirchplatz, 10179 Berlin

Kunstwerke

Auguststraße 69, 10117 Berlin

Sony-Center

Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin

Milch-Häusl

Königinstraße 6, 80539 München

Au Quai Restaurant

Große Elbstraße 145 b-d, 22767 Hamburg, Tel 040-38 03 77 30

Kunstwerke

Auguststraße 69, 10117 Berlin

Sony-Center

Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin

Erschienen in Ausgabe 7/2007 in der Rubrik „Leben“ auf Seite 84 bis 87 Autor/en: Andreas Kurtz. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.