Mit seinem außergewöhnlichen und innovativen Konzept eines „Klinikführers“ für Berlin hat der „Tagesspiegel“ den ersten Preis des Journalistenwettbewerbs der Stiftung Warentest gewonnen. Prämiert wurden in diesem Jahr verbraucherfreundliche Berichte in regionalen Tageszeitungen. Für den „Klinikführer“ hatten Initiator Ingo Bach und sein Team erstmals datengestützte Informationen darüber aufgearbeitet, welche Krankenhäuser bei der Behandlung welcher Krankheitsbilder besonders erfolgreich sind. Der Führer erschien 2006 an zehn Tagen auf zwei ganzen Seiten, aufbereitet mit verschiedenen Elementen wie Reportagen und Illustrationen. Jury-Mitglied Michael Jungblut lobte als Preislaudator insbesondere drei Leistungen: das Thema überhaupt als solches erkannt, die Kliniken zur Mitarbeit überzeugt und die Informationen höchst professionell aufbereitet zu haben: „Die Serie nützt allen Verbrauchern. Ich bin mir sicher, sie führt zu einem Qualitätswettbewerb unter den Kliniken, besonders, wenn sie wiederholt wird.“ Das ist kurz nach der Preisverleihung geschehen: Ende Juni startete die Neuauflage der Serie „Klinikführer Berlin 2007“.
Platz 2 ging an das Magazin des „Kölner Stadt-Anzeigers“, das täglich auf 16 Seiten (!) in Tabloidform verbraucherfreundliche Themen vom Wohnen im Alter über die optimale Zahnpflege bis hin zu Fragen „Warum wir im Internet unsere intimsten Geheimnisse verraten“ behandelt. Das Magazin-Konzept jenseits der üblichen Nutzwert-Tipps-Seiten komme bei den Lesern gut an, konnte Ressortchefin Ismene Poulakos bei der Preisverleihung berichten, und dankte dafür ihrem „weltbesten“ Team aus elf Mitarbeitern. Auch das zeige den Stellenwert, den die Verbraucherberichterstattung beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ genießt, so Laudator und Jurymitglied Volker Wolff.
Den 3. Preis erhielt die Verbraucherseite der „Stuttgarter Zeitung“ (zuständige Redakteurin Carolin Leins) für ihre Mischung aus selbst recherchierten Texten, informativen Interviews und unterhaltenden Elementen wie die Rubrik „Nachgekocht“, bei der Rezepte von Gourmetköchen einen alltagstauglichen Praxistest unterziehen. Vor allem aber lobte Jurymitglied Hans-Josef Tenhagen, dass durchgängig eine zweite Quelle befragt werde: „Auch das ist Journalismus vom Feinsten“ – und verband das Lob im Namen der Jury mit der Hoffnung, dass die Verbraucherseite künftig öfter als nur einmal die Woche erscheine möge.
Mitglieder der Jury 2007 waren: Wilm Herlyn (Chefredakteur dpa), Hans-Werner Kilz (Chefredakteur „Süddeutsche Zeitung“), Annette Milz (Chefredakteurin „medium magazin)“, Volker Wolff (Universität Mainz) Michael Jungblut (ehemaliger Hauptabteilungsleiter Wirtschaft beim ZDF), Hubertus Primus (Chefredakteur test) sowie Hermann-Josef Tenhagen, (Chefredakteur FINANZtest).
2007 hatten sich 41 Zeitungen mit ihren Konzepten um den Preis beworben, während es 2004 erst 29 waren: „Das Angebot an entsprechender Berichterstattung wächst quer durch alle Medien, von Johannes B. Kerner bis zur „Bild“-Zeitung ist dieses Genre inzwischen fester Bestandteil“, lobte Stiftungsvorstand Werner Brinkmann das wachsende Angebot. Aber, wie auch die Jury, kritisierte er die höchst unterschiedliche Qualität: „Manchmal wird PR-Material schamlos und ohne Kennzeichnung auf die Seiten gesetzt“. Damit ist dieser Preis nicht zu gewinnen.
Infos: http://www.stiftung-warentest.de/unternehmen/wettbewerbe/journalistenpreis.html
Erschienen in Ausgabe 7/2007 in der Rubrik „Kurz & Bündig“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.