Sprechernotizen

Erstes Opfer beim Koch

Klassisch: Kaum gibt es einen neuen Herrn im Haus, muss der Kommunikationschef gehen. So geschehen jetzt einmal mehr, diesmal beim Reisekonzern Thomas Cook. Nur wenige Wochen, nachdem die Lufthansa sich aus dem früheren Joint Venture mit Karstadt zurückgezogen und ihr ihre Anteile überlassen hatte, nahm Mario Köpers, der Kommunikationschef von Thomas Cook, seinen Hut. Er stelle sich neuen beruflichen Herausforderungen, wie es schön standardmäßig heißt. Interessant ist die damit verbundene Neubesetzung der Kommunikation für den deutschen Markt, womit so etwas wie ein Nachfolger berufen wurde, aber eine Nummer kleiner. Diese kleinere Nummer heißt Mathias Brandes, der zwar aus dem Haus Cook kommt, aber zuvor Redaktionsleiter bei SAT-1 in Niedersachsen war. Und wer war vor seiner Zeit in der Unternehmens-Kommunikation Chefredakteur bei SAT-1? Richtig: Jörg Howe, wort- und dementireicher Chefkommunikator seines noch wortreicheren Herrn Thomas Middelhoff, CEO von Karstadt und Ex-CEO von Bertelsmann. Damit dürften die Dinge klar sein. Köpers galt unter Insidern übrigens auch nicht gerade als Mann ohne Klingen an den Ellbogen und durchaus in der Lage, Intrigen zu spielen. Der glücklose frühere CEO von Thomas Cook, Thomas Holtrop, soll davon das eine oder andere Lied singen, ist zu hören.

Balsam auf CNC’s Wunden

Endlich einmal wieder gute Nachrichten von CNC: Die ob ihrer angeblich unglücklichen Beratung im Fall Siemens arg in die Kritik geratene Agentur von Ex-Daimler-Kommunikator Christoph Walther hat Thomas Gauly angeheuert. Gauly war lange verantwortlich für die Kommunikation von Altana. Nach dem Verkauf von Altanas Pharmasparte, die den Löwenanteil von Altana ausmachte, war für Gauly sein alter Arbeitsplatz nicht mehr attraktiv. Er suchte seit Langem nach einer neuen Aufgabe. Jetzt scheint er sie gefunden zu haben. Er wird bei CNC Partner und zugleich Vorstand, verantwortlich unter anderem für die Büros Frankfurt und Berlin. Für CNC ist das eine sehr gute Nachricht, zählt Gauly doch zu den anerkannten und seriösen Vertretern seines Fachs, der auch angesichts des bevorstehenden Verkaufs mit hoher Professionalität seinen Job zu Ende geführt hat. Dr. Who wünscht ihm viel Glück und freut sich für CNC über die gute Nachricht. Eine Antwort allerdings bleibt CNC schuldig: Warum gibt Gründungspartner und Ex-SPD-Staatssekretär Siegmar Mosdorf die Leitung des Büros Berlin ab? Wir bleiben gespannt.

Schlacht geschlagen

Alexander Demuth, viele Jahre Pressechef von Ford in Köln und dann Gründer einer eigenen PR- und Werbe-Agentur, die er Anfang 2000 versilberte und in die neue Agentur Citigate Demuth einbrachte, hat eine wichtige Schlacht für Ex-Dresdner-Bank-Vorstand Joachim von Harbou verloren. Demuth berät von Harbou, der sich 2004 auf den Posten des Frankfurter IHK-Präsidenten hatte wählen lassen, auf dass sein Abschied aus der Bank nicht allzu hart wirken würde. Dann aber liefen einige Vizepräsidenten dagegen Sturm, weil es bei Harbous Wahl nach deren Ansicht zu Tricksereien gekommen sein. Lange hat der Präsident um sein Amt gekämpft mit viel Unterstützung von Demuth. Hat aber wenig genutzt. Harbou warf schließlich das Handtuch, Ende Juni hat nun die IHK-Vollversammlung einen neuen Präsidenten gewählt.

Ruf nach Mäßigung

Es war ein wunderschönes Thema, das mittlerweile bei allen Kommunikationschefs der großen und größeren Unternehmen auf ebenso höchstes Interesse gestoßen wäre wie bei den Chefs der großen PR-Agenturen und den spezialisierten Beratern, wenn sie denn gewusst hätten, wo man darüber so leidenschaftlich diskutiert: Verdachtsberichterstattung und Pressefreiheit. Dieser abendfüllende Appetizer, von dem wir alle in den Unternehmen ein Lied zu singen wissen, sorgte auf dem 58. Deutschen Anwaltstag für nur leidlich überraschende Einsichten. So nähmen es die Medien heute gerne nicht mehr so genau mit der Unschuldsvermutung und schlügen gern drauf, wenn der Staatsanwalt ein-, zwei-, dreimal klingelt. Pech für die Medien, dass im Gegenzug die Gerichte mit den Medien härter umspringen und strenger auf die Finger klopfen, wenn gegen die Spielregeln verstoßen wird, so die Feststellungen. Ausgerechnet Hans Leyendecker, bei der „Süddeutschen Zeitung“ für investigative Geschichten zuständig und mit vielen Staats-, Rechts- und sonstigen Anwälten aufs engste verbandelt, prangerte seine Zunft an. Man renne nur noch dummen Exklusiv-Meldungen hinterher. Qualität und Recherche spielten eine zunehmend untergeordnete Rolle. Und ein Presseanwalt klagte, vor allem die Staatsanwaltschaften seien immer medienorientierter geworden, was häufig zu Lasten derjenigen gehe, die lediglich unter Anfangsverdacht stünden.

Gerade nach den Fällen Siemens, BMW, VW etc. geben diese Worte zu denken. Es ist zu hoffen, dass die Diskussion weitergeht, meint Dr. Who.

Sauber! Siemens sponsert DJV

Es war eine sehr stilvolle Veranstaltung. Der Deutsche Journalisten Verband und seine Regional-Organisationen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen hatten wie schon im Jahr zuvor in Nürnberg zum Süddeutschen Journalistentag geladen. Die Begrüßung übernahm der DJV-Landesvorsitzende von Hessen, Ulrich Heuser. Referenten wie BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky, Markus Gürne von ARD aktuell usw. sorgten für leidlich interessanten Gesprächsstoff. Und das Beste: Die Teilnahme war für alle Journalisten kostenlos, wobei nicht vergessen wurde, darauf hinzuweisen, dass man schon zum Frühstück anreisen konnte. Sollte etwa der Verband tief in die Tasche gegriffen haben? Mitnichten. Man ließ sich viel lieber u.a. von der Siemens AG aushalten, die als Sponsor dann auch Pressechef Peik von Bestenbostel aufs Podium schicken durfte, das alles zu Hochzeiten der Siemens-Affäre. Passend dazu noch ein Zitat von einem der letzten Verbandstage des DJV Hessen: DJV Hessen plädiert für einen sauberen Journalismus. Nur eine saubere und manipulationsfreie Berichterstattung könne das Vertrauen der Leserschaft erhalten. Genau!

Neuer Mann bei Coca Cola

Seit Anfang 2007 wurde gesucht – jetzt gibt es einen Nachfolger. Bernhard Taubenberger wird neuer PR-Chef bei Coca Cola Deutschland in Berlin. Vorgänger Kai Falk und seine neue handfeste Chefin Beatrice Guillaume-Grabisch hatten im Frühjahr einmütig beschlossen, die gemeinsame Dienstfahrt schleunigst zu beenden. Seither war der Job verwaist. Nun also Taubenberger, der wiederum bei Media Saturn, wo er zuletzt die Kommunikation leitete, weichen musste. Media Saturn und ihr neuer Vorstandschef Roland Weise kündigten an, künftig offener, moderner und transparenter zu kommunizieren. Da war wohl für Taubenberger kein Platz mehr. Jetzt also Brausewasser. Dr. Who wünscht Taubenberger viel Glück auf offensichtlich reichlich vermintem Gelände. Wie zu hören ist, soll bei Coca Cola eine hohe Frustrationstoleranz für den Job durchaus hilfreich sein.

PR-Manager des Monats

Dr. Who’s PR-Manager des Monats ist diesmal Ulrich Wilhelm, der leise und effiziente Staatssekretär und Leiter des Bundespresseamtes in Berlin. Still und ruhig und hochprofessionell, ohne Skandale, ohne große Klappe und eigene Profilneurose verkauft er seine Regierung und vor allem seine Bundeskanzlerin mehr als wohltuend und mit großem Erfolg. Und auch wenn es um G-8-Heiligendamm allerlei Diskussionen gab: Es war ein großer PR-Auftritt für Angela Merkel. Was will man mehr? Dr. Who wünscht weiterhin viel Fortune und eine unverändert leise Eleganz.

Dr. Who ist das Pseudonym einer bekannten Führungskraft der PR-Branche. eMail: autor@mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 7/2007 in der Rubrik „Unter „3““ auf Seite 80 bis 83. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.