Haben Sie einen Trick, Frau Miosga?

Als klar war, dass Sie Anne Will nachfolgen würden, schrieb ARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke in seinem tagesschau.de-blog, er sei froh, keine „blondbeinige Vorleserin“ bei den „Tagesthemen“ bekommen zu haben. Sind Sie der Gegenentwurf?

Caren Miosga. Die Verantwortlichen von ARD Aktuell haben eine Moderatorin mit einer eigenen Haltung gesucht, die sich zu den Geschehnissen in der Welt eine eigene Meinung bilden und sie auch äußern kann, ohne Angst zu haben.

Ab sofort gehören Sie zu den deutschen Prominenten, die-freiwillig oder nicht – in „Gala“, „Bunte“ und „Bild“ auftauchen. Wie gehen Sie mit der schlagartigen Prominenz um?

Das muss ich lernen. Mir fällt das etwas schwer, weil ich gerne frei von der Leber weg rede.

Sie lachen auch immer etwas lauter als Ihre Umgebung.

Das betrachte ich als Kompliment. Ich hoffe, das so beibehalten zu können.

Sie sind ja Slawistin. Mal angenommen, Sie interviewen Wladimir Putin am Tag eins nach seiner Amtszeitverlängerung, die er – im Widerspruch zur russischen Verfassung-durchgesetzt hat. Was würden Sie fragen?

Ob wir ihn jetzt auch mit Zar Putin ansprechen sollen.

Kritiker sagen, die Qualität der Tagesthemen leide unter dem föderalen System der ARD. Konkret: Nicht der beste Autor schreibt den Beitrag, sondern der, den die jeweilige Landesrundfunkanstalt aussucht. Werden Sie diese Praxis beenden?

Das obliegt mir nicht, zumal auch die Landesrundfunkanstalten gute Autoren beschäftigen.

Angenommen, der BR würde einen Kommentar liefern, den Sie unterirdisch finden. Würden Sie sich distanzieren?

Nein.

Wie frei sind Sie in Ihren Moderationen und der politischen Themensetzung?

Bei den Themen entscheidet die Redaktion gemeinsam, meine Diskussionsbeiträge sind ausdrücklich erwünscht. Bei den Moderationen bin ich frei, weil ich sie selbst schreibe. Natürlich gucken da noch Leute drauf, und das ist auch gut so. Manchmal schleichen sich Faktenfehler ein oder man hat eine blöde Idee.

Wickert hat mal gesagt, er lese sich die Moderationen laut vor, um deren Sprech-Verständlichkeit zu testen. Haben Sie da auch einen Trick?

Ich glaube, dass sich diese Fähigkeit bei mir inzwischen in die Finger geschlichen hat. Ich schreibe sprechend.

Ihre Vorgängerin Anne Will hatte einen Fanclub, den AWFC. Wen würden Sie sich als Mitglied eines CMFC wünschen?

Das kann ich nur politisch korrekt beantworten. Ich wünsche mir natürlich, dass Zuschauer aus allen Bildungsschichten und Altersgruppen zu den Zuschauern der Tagesthemen gehören. Aber ich zweifle, dass es den CMFC geben wird. Interview: Jochen Brennen

Erschienen in Ausgabe 8/2007 in der Rubrik „Kurz & Bündig“ auf Seite 10 bis 11. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.