Lohnender Aufwand

Stammheim, Landshut, Schleyer – die Ereignisse zwischen September und Dezember 1977 gingen als „Deutscher Herbst“ in die Geschichte ein. Wie die Diskussionen um das Gnadengesuch des früheren RAF-Terroristen Christian Klar gezeigt haben, sind auch 30 Jahre später die Wunden noch nicht verheilt. Im Gegenteil: Die hohe Emotionalität, mit der die Debatte geführt wurde, macht deutlich, dass die Aufarbeitung der RAF-Geschichte längst nicht abgeschlossen ist. Dies unterstreicht auch die aktuelle Diskussion um das Verhältnis von Terrorabwehr und Freiheit des Einzelnen. Drei Beispiele dazu aus dem Lokalen: Die „Augsburger Allgemeine“ zeichnet auf einer Themenseite nach, wie der Terror nach Augsburg kam. In der „Ludwigsburger Kreiszeitung“ erfährt man, wie aus einer baden-württembergischen Kleinstadt das Zentrum der RAF wurde, und die „Ostfriesischen Nachrichten“ (Aurich) begleiten deutsche Bundeswehrsoldaten in Afghanistan auf ihrem täglichen Kampf gegen den Terror.

Lokaltipp des Monats:

Zeitzeugen. Am 12. Mai 1972 explodierten in der Polizeidirektion Augsburg zwei Bomben – ein Racheakt der RAF für den Tod des Studenten Thomas Weisbecker, der im März 1972 von einem Polizisten in Notwehr erschossen wurde. 35 Jahre später rollt der ehemalige Polizei- und Gerichtsreporter Klaus Utzni die Geschehnisse in der „Augsburger Allgemeinen“ noch einmal auf. Durch seine langjährigen Kontakte zur Polizei gelingt es Utzni, zwei seinerzeit beteiligte Kriminalinspektoren ausfindig zu machen und mit ihnen über die Ereignisse im Jahr 1972 zu sprechen. Daneben stützt sich er sich bei seinen Recherchen auf ein umfangreiches Privatarchiv, das er im Laufe seiner 30 Arbeitsjahre als Reporter zusammengetragen hat. Aus diesen Quellen rekonstruiert Utzni sehr detailliert die Ereignisse im Augsburger Terrorjahr. Der Aufmachertext widmet sich den Bombenanschlägen im Polizeipräsidium, ein zweiter Beitrag den Umständen zum Tod Thomas Weisbeckers. In einer Randspalte fasst Utzni die RAF-Geschichte kompakt zusammen.

Kontakt: Klaus Utzni, Tel. (0821) 7 77 22 04, eMail: klaus.utzni@yahoo.de

Ideenbörse:

Großfahndung. Nach dem Attentat auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 fliehen die Täter in die baden-württembergische Kleinstadt Sachsenheim. Daraufhin wurde der Landkreis als Zentrum der RAF behandelt und Schauplatz einer Großfahndung. Alfred Drossel, Reporter der „Ludwigsburger Kreiszeitung“, berichtete damals über das Geschehen. Anlässlich des 30-sten Jahrestages und der Debatte um Christian Klar nahm Drossel die Geschichte jetzt in einem Beitrag für den Lokalteil wieder auf. Das Spannende dabei: Der Journalist kontrastiert den damaligen Ermittlungsstand mit der Perspektive, aus der 30 Jahre später die Ereignisse betrachtet werden. Dabei zeigt Drossel, dass bis heute einige Fragen offen geblieben sind: So konnte beispielsweise nie geklärt werden, warum die Täter ausgerechnet nach Sachsenheim flüchteten.

Kontakt: Alfred Drossel, Tel. (0172) 63 77 145, eMail: alfred.drossel@lkz.de

Auslandseinsatz. Fünf Tage lang begleitet Mieke Matthes, Redakteurin der „Ostfriesischen Nachrichten“, Bundeswehrsoldaten aus Aurich, die im afghanischen Kunduz stationiert sind. In einer siebenteiligen Serie berichtet sie über die Arbeitsbedingungen im Einsatzgebiet und vermittelt ein Bild von der Situation vor Ort. Da die Bundeswehr ein wichtiger Faktor in der Stadt sei und viele Soldaten zeitweise auch in Afghanistan dienten, habe es nahe gelegen, auch einmal aus deren Umfeld zu berichten, erläutert Matthes die Idee zur Geschichte.

Kontakt: Mieke Matthes, Tel. (04941) 17 08 55, eMail: mieke.matthes@on-online.de

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe“.

Kontakt: Redaktion „drehscheibe“,

Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,

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Erschienen in Ausgabe 8/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 72 bis 72 Autor/en: Jan Steeger. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.