Bei Bild.de wird aufgeräumt

Was bei RTL.de in diesem Jahr gelungen ist, steht nun auch bei Bild.T-Online.de zum Jahreswechsel bevor: Das Springer-Boulevardportal will seine Homepage aufräumen. Das kleinteilige Gewirr auf der Startseite soll verschwinden, und offenbar sogar die Pin-Up-Girls und Links zu einschlägigen Erotik-Angeboten. Hinter dem Großreinemachen auf der Homepage steckt ein ehrgeiziges Ziel – ein Relaunch mit mehr lokalen und personalisierbaren Elementen und vielen neuen Web 2.0-Funktionen.

„Wir wollen an die Spitze des Wettbewerbs“, sagt Philipp Welte, Vorstandschef von Bild.T-Online, mit Blick auf „Spiegel Online“, das bei den Seitenaufrufen und der Verweildauer klar vor der Netzausgabe von „Bild“ liegt. Welte glaubt, dass derzeit eine „medienübergreifende Schlacht um Aufmerksamkeit“ tobe, in der vor drei Faktoren den Erfolg bestimmen: „Content, Brands und Innovation.“

Allzu viel Konkretes über Bild.T-Online 2.0 ist beim Axel Springer Verlag derzeit noch nicht zu erfahren. Aber so viel verriet Welte immerhin auf der Online Marketing Fachmesse OMD in Düsseldorf: „Wir setzen auf multimediales Storytelling, auf Meinungstools und Mitmachelemente aus der Web 2.0-Welt.“ Dafür will Bild.T-Online.de seine Leserreporter künftig verstärkt mit Text-, Foto-, und Videobeiträgen einbinden. Vorbild beim Relaunch sind amerikanische Online-Ausgaben wie die „Washington Post“ mit ihrem „Local Explorer“, die „New York Times“ mit „MyTimes“ oder das Magazin „Newsweek“ mit „Newsweek Interactive“. Die Netzportale dieser US-Printtitel bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, die Homepages zu lokalisieren und mit Filtern je nach persönlichen Interessen zu individualisieren.

Laut „Süddeutsche Zeitung“ investiert Springer einen zweistelligen Millionenbetrag in das Online-Projekt. Als Teil der Gesamtstrategie „alle Medienwelten von, Bild‘ technologieübergreifend zu integrieren“ (Welte), wird die Hamburger „Bild“-Redaktion im kommenden Winter zur digitalen Tochter nach Berlin ziehen.

Und Kai Diekmann ist mittlerweile nicht mehr nur Chefreakteur von „Bild“, sondern zugleich auch Content-Vorstand der Bild.T-Online AG. In die Multiplattformstrategie passt auch eine Ankündigung des Springer-Verlags von Mitte Oktober: „Bild“ will ein Mobilportal mit Nachrichten und Sportergebnissen in Text-, Bild- und Videoform starten. Handynutzer sollen auf dieses Portal über einen Prepaid-Tarif zurückgreifen und dann ohne Datenübertragungsgebühren in dem Angebot surfen können. Nicht zur Disposition steht die Kooperation von Bild.de mit T-Online. „Das Joint Venture prosperiert“, sagt Welte. Dem Bonner Kommunikationskonzern gehört ein Drittel der Anteile an der Bild T-Online AG.

Ulrike Langer

Erschienen in Ausgabe 11/2007 in der Rubrik „Spektrum“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.