Die Eitelkeitsfalle

?Frau Bruns, wir haben vorgeschlagen, uns im Café „Einstein Unter den Linden“ zu treffen, dem man nachsagt, informeller Treffpunkt des politisch-medialen Establishments zu sein. Sind Sie von Berufs wegen häufiger hier?

Tissy Bruns: Ich bin eigentlich selten hier. Das in Bonn kultivierte Verhalten, berufliche Gespräche beim Mittagessen oder Frühstück zu führen, ist kaum noch möglich, weil ich heute sehr viel mehr unter Zeitdruck stehe als früher. Die einzigen beruflichen Treffen, die ich hier habe, abgesehen davon, dass ich interviewt werde (lacht), sind gelegentlich frühe Termine gegen 8:30 Uhr mit Politikern, bevor das Tagesprogramm beginnt. Die Legende, dass wir ständig im „Borchardt“ und „Einstein“ sitzen und Politikergespräche führen, trifft auf mich und 99 Prozent meiner Zunft nicht zu. Daran erkennt man wahrscheinlich den Unterschied zwischen Alphajournalisten und Medienbrötlern.

Kurt Kister, der ehemalige Hauptstadtkorrespondent und heutige stellvertretende Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, hat das politische Berlin unter Rot-Grün mit der „Pfaueninsel“ verglichen, dem unter Naturschutz stehenden Landschaftspark unweit von Potsdam. Dort gibt es neben einem Lustschlösschen und prächtigen Rosengarten auch eine überdimensionale Volière mit Rad schlagenden Pfauen, deren auffälligste Merkmale bekanntlich ein buntes Gefieder und das ohrenbetäubende Gekreische sind … Waren die rot-grünen Regierungsjahre wirklich so schrill-extrovertiert?

Sie waren schon die passende Politdarbietung zu der medialen Welt, in der wir uns nach dem Umzug von Bonn nach Berlin wiedergefunden haben: Die beschleunigten Me-dien mit ihrer Bildhaftigkeit hatten in dem rot-grünen Spitzenduo die kongenialen Partner. Sowohl Schröder als auch Fischer waren beide medial genial, wenn man so will.

Haben die beiden also ein Bedürfnis bedient oder erst geschaffen?

Sie haben es bedient, das Bedürfnis war da. Wenn ich darüber grüble, wer das größere Bedürfnis nach Personalisierung hat, würde ich immer zu dem Ergebnis kommen: die Medien.

Zu den politischen Pfauen gesellen sich in Berlin die Alphatiere des Journalismus, also die publizistischen Wortführer und Promis. Warum sollten wir uns mit diesem politisch-medialen Jahrmarkt der Eitelkeiten überhaupt befassen, den Sie in Ihrem Buch so treffend als „Republik der Wichtigtuer“ bezeichnen?

Weil dieser Jahrmarkt das Politische verformt und in gewisser Weise demontiert. Wenn man genauer über die Alphajournalisten nachdenkt, kann man ja viele Faktoren darunter fassen. Zum Beispiel das publizistische Schwergewicht, also das Mächtige in der Medienbranche. Das ist aber nichts Neues, dass hat es in der Presse schon immer gegeben: Nannen, Springer, Augstein. Oder der Wortführer und intellektuelle Kopf. Auch das hat es immer schon gegeben.

Was ist dann neu?

Was den Alphajournalismus als neues Phänomen ausmacht, ist Bekanntheit, Ruhm, öffentliche Präsenz. Nicht alle Bürger wussten, wer Henri Nannen war. Aber jeder weiß, wer Sabine Christiansen ist. Und jetzt frage ich: Wer war der politisch einflussreichere Akteur? Wir sehen auf der Stelle das Problem: Der Alphajournalist dient nicht in erster Linie der Sache, über die er nachdenkt, schreibt, sendet, sondern er dient dem eigenen Medium und der eigenen Person. Und das ist eine Entwicklung, die etwas aussagt über das Verhältnis von Publizistik und Politik. Das Gewicht verschiebt sich also in Richtung des personalisierten Mediums. Das verändert den öffentlichen Diskurs grundlegend. Deswegen muss man sich damit auseinandersetzen.

Warum wurden Sie eigentlich politische Korrespondentin?

Es ist sehr schwierig, auf sich selbst vor 20 oder 30 Jahren zurückzuschauen, aber ich glaube, dass ich dementieren kann, von Geltungssucht in meinen Job getrieben worden zu sein. Meine Ausbildung ist die der Lehrerin. Meine Lebensrealität war, dass ich eine politisierte Studentin war und sogar viele Jahre Studentenpolitikerin. Ich war nicht in der – damals hätte ich gesagt – herrschenden Klasse, sondern in einer Basisbewegung aktiv, die eher links angesiedelt war. Seitdem bin ich der Politik noch keinen Tag überdrüssig geworden, das motiviert mich für meinen Beruf.

Ich finde, dass es nicht falsch ist, wenn Journalisten eine politische Meinung haben. Das gehört für mich zum Berufsbild – anders als der eigene Ruhm. Der durchschnittliche Fernsehruhm, den man jetzt ja leicht in diesem Beruf erwerben kann, hat mir gezeigt, wie verführerisch das ist. Es ist durchaus angenehm, wenn einen die Leute erkennen. Natürlich spielt dabei die Eitelkeit eine Rolle. Wenn ich aus meinen Erfahrungen hochrechne, wie es sein muss, eine öffentliche Berühmtheit zu sein, muss ich allerdings feststellen, dass das nicht gut ist für unseren Beruf.

Inwieweit widersprechen die Arbeitsverhältnisse in Berlin Ihren ursprünglichen Erwartungen vom Journalistenberuf? Mussten Sie sich schleichend anpassen?

Ich war eine richtige Linksradikale im Marxistischen Studentenbund Spartakus und in der DKP – ein schwerer Lebensirrtum. Insofern kann von schleichender Anpassung bei mir keine Rede sein. Ich habe einen recht drastischen Bruch in meinem Leben vollzogen. Danach hatte ich das Problem, das alle Dissidenten haben: Ich war lange unsicher, ob das, was ich denke, einfach nur ein Dementi der früheren Haltung war, oder ob es aus durchdachter Erfahrung resultiert. So etwas braucht Zeit. Deswegen ist meine journalistische Karriere auch einigermaßen stufenreich, von der „taz“ über die „Wochenpost“ und „Stern“, zur „Welt“, also Springer, und jetzt bei der Zeitung, die zu mir passt: dem „Tagesspiegel“. Das ist ein langer Weg, der mit meiner Vorgeschichte zu tun hat. Ich glaube aber, dass ich einigermaßen reflektiert bin, weil ich mir diesen Lebensirrtum eingestehen musste und den Anpassungsprozessen unseres Berufes nüchtern gegenüberstehe.

Fehlt gerade den von Ihnen beschriebenen Wichtigtuern diese Fähigkeit zur Selbstreflexion?

Selbstreflexion fehlt uns allen, und das hat strukturelle Gründe. Erstens fehlt uns einfach die Zeit dazu. Zweitens beeindruckt jeden von uns der Umgang mit sehr mächtigen Menschen. Wer sagt, er sei dagegen immun, ist nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Wenn ich zu Hause erzähle, dass ich letzte Woche zum Hintergrundgespräch mit der Bundeskanzlerin eingeladen war, gibt es aus dem Familien- und Bekanntenkreis immer ganz ehrfürchtige Reaktionen. Dann merke ich immer, dass das eine Sache ist, die andere Leute beeindruckt, aber auf mich selbst wirkt sie eben auch.

Wie laufen solche Hintergrundgespräche ab?

Bei Frau Merkel sitzen zwischen 50 und 70 Journalisten, womit das Hintergrundgespräch eher einer Pressekonferenz ähnelt. Es gibt aber Gespräche in kleineren Kreisen wie im „Wohnzimmerkreis“, der weniger als zehn Mitglieder hat.

Welche Rolle spielen solche informellen Kreise bei der Informationsbeschaffung?

Für mich sind sie eine wichtige Informationsquelle. Kurz nach der Umzugszeit ist das ja recht fragwürdig geworden, weil aus den Gesprächen meist nichts herausgekommen ist, was nicht schon längst über dpa gelaufen war. Hintergrundgespräche sind ja geheimnisumwittert: Journalisten sollen für die Öffentlichkeit da sein, und dann treffen sie sich mit Politikern in Hinterzimmern – da stimmt doch etwas nicht, denken viele. Aber ich stehe dazu: Wir brauchen die Hintergrundgespräche, um die Informationen, die wir haben, zu überprüfen, gelegentlich erschüttern zu lassen oder aber zu festigen. Und wir brauchen sie, um die Akteure zu beurteilen. Es ist natürlich etwas anderes, wenn ich Angela Merkel drei Mal im Jahr in einer großen Pressekonferenz in irgendeinem großen Saal sehe, oder wenn ich sie über Jahre – in meinem Fall seit Anfang der 1990-er Jahre – von der jungen Ministerin über die Oppositionsführerin bis zur Kanzlerin kennen-gelernt habe.

Wenn die Karrieren von Politikern und Journalisten derart pa
rallel zueinander verlaufen, wachsen beide dann nicht auch ein Stück weit zusammen?

Ich würde bestreiten, dass Politiker und Journalisten dadurch automatisch zusammenwachsen. Ich galt immer als rot-grün-milieunah, bin aber mit keinem Spitzenpolitiker der rot-grünen Zeit befreundet gewesen und bin es bis heute nicht.

Mögen Sie denn Frau Merkel?

Ja, ich mag Frau Merkel. Und ich erkläre Ihnen auch gerne, was für Probleme sich daraus ergeben können. Ich glaube, ich habe zu jedem Spitzenpolitiker genug Distanz, um kritisch zu urteilen, wenn er etwas falsch macht, Regelwidrigkeiten begeht oder ein Projekt vorschlägt, gegen das man Einwände vorbringen muss. Es ist aber schwierig, über jemanden, den man gerne hat, und jemanden, den man absolut nicht mag, gleichermaßen gerecht und mit Abstand zu schreiben, wenn es um so etwas wie kleine Peinlichkeiten geht oder um Dinge, bei denen nicht zwingend ist, ob man dazu etwas schreibt oder es sein lässt. Es gibt also ein Nähe- und Distanzproblem, wenn man Politiker sehr gut kennt. Davor ist niemand geschützt. Man hat Gefühle für diese Person, positive oder negative. Und die spielen natürlich eine Rolle. Die Kunst besteht darin, sich darüber nichts vorzumachen und einen Schritt zurückzugehen, nicht nur vom Politiker, sondern auch von sich selbst, um der Sache gerecht zu werden.

Bei welchen delikaten Themen verständigt man sich darauf, dass darüber besser geschwiegen wird?

Grundsätzlich haben wir uns mit dem Pressekodex festgelegt. Wenn es um Horst Seehofers Affäre oder um einen Politiker geht, der seine Homosexualität nicht enthüllen will, sagen die Regeln des Pressekodexes, dass uns das nichts angeht. Ich werde mich auch weiterhin daran halten, obwohl unser Kodex durch die Seehofer-Berichterstattung sehr durchlöchert worden ist. Das ist in unserer Branche leider nicht deutlich genug kritisiert worden. Das ist die eine Kategorie. Es gibt aber auch Vorfälle, die die Öffentlichkeit angehen, bei denen man als Journalist vielleicht in der Versuchung ist, die Geschichte nicht zu bringen, weil einem der Betreffende sympathisch ist. Deshalb ist ganz wichtig, dass es den Kontrollmechanismus der Redaktion gibt.

In letzter Zeit werden häufig die Vorlieben und Abneigungen des Lesers ins Spiel gebracht. Wie groß ist sein Einfluss in solchen Dingen?

Der Leser ist für mich wichtig als Resonanzboden, an dem ich überprüfe, wenn ich Nachrichten und Vorgänge hierarchisiere. Was ist zum Beispiel beim Streit zwischen Beck und Müntefering für den Leser wichtig, was weniger wichtig. Da kann man ja durchaus zu verschiedenen Schlüssen kommen: Der Machtkampf zwischen Beck und Müntefering oder die Frage, ob es das ALG I nun 24 Monate oder nur 18 Monate geben soll. Der Leser ist die wichtigste Bezugsgröße. Ich glaube aber nicht, dass er eine Kontrollinstanz für berufsethische Fragen sein kann. Das muss die Redaktion leisten. Sie muss entscheiden, was sie für wichtig hält und was nicht, und wie sie das betreffende Thema angeht. Eine Zeitungsredaktion, die ihre Entscheidungen an Leserabstimmungen abgibt, verfehlt ihren Zweck.

Was der seriöse Journalist verschweigt, taucht aber manchmal trotzdem in der Öffentlichkeit auf, zum Beispiel in Internet-Blogs.

Eine Lebensweisheit nicht nur unseres Berufes ist es, dass sich das Leben ständig verändert. Doch müssen wir immer schauen, wo die Grenzen der Veränderung sind und wie wir sie bewerten. Genau bei dem Problem sind wir: Eine Öffentlichkeit, die alle Zäune zwischen dem Privaten und Öffentlichen einreißt, wird zu einem riesigen Sumpf. Natürlich werden Grenzen neu vermessen, wenn es vollständig neue Technologien gibt. Aber es muss Grenzen geben.

In Ihrem Buch schreiben Sie: „Die Massenmedien verändern die politische Kommunikation so massiv, dass sie die Politik und die Politiker selbst verändern“. Was konkret meinen Sie?

Bei den Politikern sieht man einen ganz einfachen Effekt: Der Zeitaufwand, den ein Politiker mit direkter Kommunikation verbringt, ob nun mit seinen Kollegen, im Wahlkreis mit Bürgern oder in Ausschüssen, schrumpft zu Lasten des Zeitaufwandes, den er dafür aufbringen kann, um über und mit Medien zu kommunizieren. Dass verändert den Politiker insofern, dass er großen Ruhmverlockungen ausgesetzt ist. Es gibt Abgeordnete, die schon vor dem Frühstück googeln, wie oft ihr Name genannt wurde. Meine These ist, dass wir unsere verlorene Gestaltungsmacht respektive Bedeutung – die Politiker haben an die Globalisierung abgegeben, die politischen Journalisten an das große Rauschen der Medienwelt – gemeinsam durch unendliche öffentliche Präsenz kompensieren. Das betrifft ja keineswegs nur die Alphajournalisten und die Spitzenpolitiker: Im Fernsehen sind wir inzwischen doch alle.

Beobachten Sie auch so etwas wie eine Immunität von Ministerialbürokratie, Bundestagsausschüssen, Lobby-Gruppen gegen das journalistische Oeuvre, die Lutz Hachmeister als „Resistenz des Politischen“ bezeichnet hat?

Ich definiere das Politische weiter. Politik ist eigentlich der gesamte Prozess, in dem sich die Gesellschaft auf bestimmte Entscheidungen und Weichenstellungen verständigt. Es gibt natürlich eine Resistenz der administrativen Logik der Politik gegen unsere Welt, die Hachmeister beschreibt. Ob das Politische in dem Sinne, wie ich es verstehe, resistent ist gegen die Auswirkungen der Wichtigtuerei und Schaumschlägerei in den Medien, darüber bin ich beim Schreiben meines Buches entschieden pessimistischer geworden, als es meinem Naturell entspricht.

Wirklich?

Wenn ich sage, es gibt eine Resistenz des Politischen, dann stelle ich einen Glaubenssatz auf, der sich auf ein Grundvertrauen in die Menschen gründet. Wenn ich meinen Sohn und seine Freunde anschaue, sehe ich, dass es in jeder Generation Menschen gibt, die mehr von ihrem Leben wollen als einfach nur Unterhaltung und Geldverdienen, für die zur Selbstverwirklichung das Allgemeinwohl gehört. Das wird sich immer wieder neu durchsetzen. Zurzeit befinden wir uns in einer überhitzten, fast revolutionären Phase der Medien und der Politik. Im Moment sind wir nicht in der Lage, das ordentlich zu gestalten – noch nicht.

Nimmt Deutschland international eine Sonderstellung beim Verhältnis zwischen Politik und Journalisten ein?

Deutschland ist im Grunde genommen eine offene Demokratie, die Durchlässigkeit zwischen Politikern und Journalisten ist sehr hoch. Wir sind sehr viel weniger gelenkt als zum Beispiel Frankreich unter Nicolas Sarkozy, wir sind sehr viel weniger exklusiv als in diesem Schuhkarton der White-House-Press, wo George Bush quasi bestimmt, wie die Pressekonferenz abläuft. Demgegenüber sind wir demokratisch offen. Man könnte sogar sagen, dass alle Phänomene, die ich beschreibe, in Berlin nur in abgemilderter Form im Vergleich zu anderen Ländern auftreten. Aber da wir den US-Vorbildern immer um einige Jahre hinterherhinken, ist es vielleicht nicht schlecht, wenn wir jetzt schon mal anfangen darüber nachzudenken, wie wir mit solchen Bedingungen umgehen würden.

In den USA ist ja derzeit zu beobachten, mit welchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Qualitätspresse zu kämpfen hat. Auch in Deutschland spitzt sich die Lage durch Rationalisierungen und Verkaufsgerüchte renommierter Verlage zu. Was spräche aus Ihrer Sicht gegen eine staatliche Alimentierung, wie Jürgen Habermas sie neulich eingefordert hat?

Noch bin ich nicht bereit, mich mit dieser Vorstellung anzufreunden. Das Bürgertum hat der Obrigkeit die Meinungsfreiheit ja durch die Freiheit des Marktes abgetrotzt. Den Markt als Grundlage unserer Meinungsfreiheit aufzugeben, ist deshalb ein unschöner Gedanke. Aber Habermas hat eine wichtige Frage aufgeworfen: Ob dieser Markt noch imstande ist, uns diese Freiheit auch weiterhin zu garantieren. Und die Beispiele aus den USA können einen ja nur beunruhigen. Es setzt sich leider bei den Verlegern die Haltung durch, nicht nur reich, angesehen und für die Öffentlichkeit wi
chtig sein zu wollen, sondern megareich und weltberühmt. Wenn wir Renditeerwartungen von 20 Prozent an eine Zeitung stellen, dann wird das zu einem echten Problem. Was mich wirklich beunruhigt, ist, dass wir in diesem überhitzten Klima mehr aufgeben, als nötig ist.

Warum, kommen die Menschen nicht auch ganz gut ohne Qualitätsjournalismus zurecht?

Durch die Verflachung, die auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu beobachten ist, ist kein junger Mediennutzer hinzugewonnen worden, erst recht nicht bei den Zeitungen. Zumindest konnte mir das noch keiner schlüssig nachweisen. Wenn man Eisbär Knut in der „Tagesschau“ und Paris Hilton in „heute“ bringt, verliert man auf jeden Fall das Publikum, das an diese Sendungen höhere Erwartungen hat, etwa die gebildete Mittelschicht, die Interesse an Politik hat. Diese wenden sich zum Teil von der Politik ab, weil sie ihnen zu flach und öde daherkommt, nicht, weil sie ihnen zu anstrengend ist. Meine große Sorge ist, dass wir Journalisten inmitten der Verflachungs- und Boulevardisierungs-Trends dazu beitragen, dass sich diese Interessierten von der Politik abwenden und lieber öfter ins Theater gehen. Dieses Publikum unterfordern wir mit geistiger Unterernährung.

Das komplette Interview mit Tissy Bruns ist für Abonnenten kostenfrei abrufbar unter www.mediummagazin.de, Rubrik „Download“.

Erschienen in Ausgabe 11/2007 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 20 bis 20 Autor/en: Interview: Leif Kramp und Stephan Weichert. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.