FAZ: „Das braucht seine Zeit“

„Bewährtes bleibt, und Neues tritt hinzu“, so haben Sie das neue FAZ-Layout beschrieben. Was sind für Sie die wichtigsten Änderungen?

Werner D´Inka: Das Titelfoto, das eine Mischung bringen soll aus aktueller Dokumentation (die beiden deutschen Nobelpreisträger) und überraschenden Motiven (Paula Modersohn-Becker); Kurzzusammenfassungen am Beginn längerer Artikel; linksbündige Überschriften im Verbund mit dem Verzicht auf Spaltenlinien; eine andere Schrift über den Kommentaren.

Hat sich die Textmenge der Zeitung nach der Layoutumstellung verändert?

Unwesentlich. Zur besseren Lesbarkeit ist beispielsweise schon vor Längerem die Grundschrift etwas vergrößert worden. Vorspänne und Einblocker (z.B. im Leitartikel) gehen nur scheinbar zu Lasten der Textmenge, denn sie sind ihrerseits Information und Leseanreiz. Das Gesamtangebot hat sich in den zurückliegenden Monaten eher vergrößert, siehe „Bilder und Zeiten“ und die Ausweitung von „Beruf und Chance“. Auch die aktuellen Ressorts werden künftig eher wieder an Umfang zulegen.

Können Sie etwas zur Leserbefragung des Allensbach Instituts sagen? Wie viele Leser wurden befragt und wie hat sich die Gruppe der Befragten zusammengesetzt?

Es war eine Kombination aus einer qualitativen Vorstudie und zwei Befragungen, in denen die Probanden die bisherige und die neue Gestaltung vergleichen konnten. Die Auswahl war in jeder Hinsicht repräsentativ und entsprach einem getreuen Abbild der Gesamtleserschaft.

Die Leserreaktionen reichen von Zustimmung und Beifall über Traurigkeit, Wut bis hin zu angedrohten Abbestellungen. Hatten Sie mit einer solch emotionalen Debatte gerechnet?

Ja, denn schon bei früheren Änderungen (Einführung der Farbe Rot als Wegweiser, Rechtschreibung) gab es ein intensives Echo, das für die starke Bindung der Leser an die Zeitung spricht. Beunruhigt hätte es uns, wenn die Leser die Neugestaltung teilnahmslos hingenommen hätten.

Ein Leser schlägt vor, die „FAZ“ künftig in zwei Layouts zu drucken. Wäre das für Sie ein denkbarer Weg, vom neuen Layout verprellte Stammleser zu halten?

Nein. Es ginge schon rein praktisch nicht, und es vermittelte zudem den Eindruck, als trauten wir der Sache selber nicht. Wir sind aber der Überzeugung, dass die Neugestaltung gelungen ist.

Die Studentin Sylvia Kutz hat die „FAZ“ schon mal auf das halbe Nordische Format umgestellt, allerdings nur im Rahmen einer Seminararbeit. Wurde im Zuge der Layoutreform auch mal an eine Formatverkleinerung gedacht?

Nein.

Was lässt sich über die Abonnement-bzw. Verkaufszahlen nach der Layoutänderung sagen?

Noch nichts, das braucht seine Zeit. Es wäre auch eine zu mechanistische Vorstellung zu glauben, so etwas ließe sich wie in einem chemischen Experiment nach zwei Wochen „nachweisen“.

Halten wir nun die „formvollendete“ „FAZ“ in den Händen oder müssen sich die Leser noch auf weitere Änderungen einstellen?

Wie wir am Tag vor der Umstellung auf einer ganzen Seite gezeigt haben, hat sich die Zeitung seit ihrer Gründung vor 58 Jahren immerzu weiterentwickelt. Es gab den fünfspaltigen Umbruch, es gab schon einmal „Leads“, es gab die Fraktur auch als Nachrichten-Überschrift. Wie in der Evolution gab es ruhigere Phasen, und es gab sichtbarere Veränderungen. So wird es auch in Zukunft sein.

Interview: Katy Walther

Erschienen in Ausgabe 11/2007 in der Rubrik „Spektrum“ auf Seite 11 bis 11. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.