„Süddeutsche Zeitung“

Titelseite

* 1) + – Zeitungskopf: Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg so eingeführt, und seitdem wird er wahrscheinlich nur restauriert. Er könnte in Zukunft etwas kleiner werden, luftiger.

* 2) – Anriss über dem Kopf: Vermutlich gehen die meisten Menschen mit der festen Absicht in den Kiosk, die „Süddeutsche“ zu kaufen. Tests bei Regionalzeitungen zeigen jedenfalls, dass die Zeile über dem Kopf auch weggelassen werden kann.

* 3) + Das Streiflicht: Durch ein kostenloses Probeabonnement muss der unerfahrene Leser lernen, dass diese Rubrik eine köstliche Zugabe zu seiner „Süddeutschen“ ist. Vom Layout wird jedenfalls nicht auf die Besonderheit hingewiesen.

* 4) + Solobild: Nach unten wird es durch eine Linie von anderen Artikeln getrennt. In dem Beispiel steht der Text im Flattersatz neben dem Bild. Eine saubere Lösung.

* 5) – Aufmacher: Dachzeile, Überschrift, Unterzeile, Vorspann, Text. Vor Jahren war der Vorspann noch 2 mal 2-spaltig, also die Kurzfassung des darauf folgenden Artikels. Man darf gespannt sein, wann die Dachzeile wegfällt. Im Frühjahr 2011?

* 6) – Wanne: Die Überschrift ist zweispaltig in den Vierspalter eingewannt. Das hat man weltweit ca. 1995 abgeschafft. Aber in München ist man halt doch Traditionalist.

* 7) + Umbruch: 1 – 4 – 1 ist der Umbruch dieser Seite. Ein klares Korsett für klare Gedanken.

Innenseite

* 1) + – Seitentitel: Er wirkt klar und durch die Versalien sehr seriös. Aber: Er sieht auch verwechselbar aus.

* 2) – Leserführung bei Kommentaren: Die Inhalte der Überschriften wie „Skandal aus Brüssel“ oder „Teurer Hort für das Geld“ sagen nichts über das Thema des Kommentars. Eine erläuternde Unterzeile wäre zu empfehlen.

* 3) + – Infografik: Die Überschrift könnte größer sein, der Text sollte eher unten stehen. Man schaut sowieso erst auf die Grafiken und dann auf den Text.

* 4) – Schriftart Überschriften: Die Helvetica für Überschriften ist nicht zu empfehlen, weil sie die meistbenutzte Schrift der Welt ist. Man wird irgendwann eine ähnliche, aber unverwechselbare Schrift für die „Süddeutsche“ finden.

* 5) + Ergänzungsbox: Auch bei überregionalen Zeitungen wird sie jetzt verwendet. Wo es sich doch zweifellos um ein Stück – ein kleines Stück – Häppchenjournalismus a la „Focus“ handelt.

* 6) – Grundschrift: Sie heißt Excelsior, wurde 1931 entwickelt und kann gematert (in eine Art Pappe gepresst) und mit Blei ausgegossen werden. Falls mal die Offset-Drucker streiken, kann man zur alten Technik wechseln und damit jedem Streik standhalten. Die Schrift ist zum Glück groß genug eingesetzt, ansonsten wirkt sie etwas veraltet.

Gesamteindruck:

Beim Layout pflegt die „Süddeutsche Zeitung“ von jeher das Understatement. Die Umstellung von fünf auf sechs Spalten vor vielen Jahren wurde angekündigt, alle anderen Veränderungen geschahen unbemerkt vom Leser. Beispielsweise wurde erst im Jahr 2006 das Solobild auf der Titelseite eingeführt. Bis dahin stand es als Fremdkörper im Aufmacher.

Die Auflage der „Süddeutschen“ ist seit Jahren im Steigflug. Daher wird man auch in Zukunft nach der Devise „Never change the running horse“ keine großen Layoutreformen durchführen.

Erschienen in Ausgabe 11/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 83 bis 83. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.