ARD beschnuppert sich mit „SZ“; und „Stern“;

Die Friedenspfeife, die die Intendanten den Verlegern im Oktober angeboten haben – im Streit um die Frage, was die öffentlich-rechtlichen Sender eigentlich im Netz zu suchen haben – hat die Juristen in den Anstalten richtig ins Schwitzen gebracht. Denn der Vorstoß von SWR-Intendant Peter Boudgoust und ZDF-Chef Markus Schächter, bereits mit Gebührengeldern finanzierte Beiträge könnten doch von den Internetauftritten der Verleger genutzt werden, war medienrechtlich überhaupt noch nicht geklärt, und auch nicht, ob die stets kritische EU-Kommission da mitspielen würde. Derzeit wird noch immer an entsprechenden Gutachten gearbeitet.

Aber wohl noch im Dezember – so ist aus mehreren Häusern zu hören – soll es erste Gespräche zwischen Gebührenfinanzierten und den Entscheidern für die Online-Auftritte der Verlage geben. So will die ARD etwa mit den Machern von „Stern.de“; und „Sueddeutsche.de“; darüber sprechen, ob die von den Verlagen und Privatsendern zuvor heftig kritisierte „Tagesschau in 100 Sekunden“; auf die Portale gestellt werden kann. Ähnliches prüft das ZDF für sein „heute in 100 Sekunden“;.

Auch weil noch unklar ist, ob ARD und ZDF Material von Nachrichtenagenturen an Dritte weiterreichen dürfen, spricht man in den Sendern lieber erst einmal nur von „ersten Beschnupperungen“;.

Das Projekt ist in den Sendern übrigens klare Chefsache: In Mainz ist der direkte Ansprechpartner Intendant Schächter . Und die ARD hat eine kleine Delegation zusammengestellt: Mit den Verlegern sollen voraussichtlich u.a. Kai Gniffke, als Leiter der Redaktion ARD-aktuell der Herr der „Tagesschau“;, ARD-Onlinekoordinatorin Heidi Schmidt und – anstelle der Intendanten – ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann sprechen.

Wiedemann ist auch für Fragen der Medienpolitik zuständig, etwa für das Lobbying der ARD in Brüssel. Das passt, denn Lobbyarbeit wird die Juristin wahrscheinlich in Sachen Video-Austausch mit den Verlegern auch bald in Richtung Medienpolitik leisten dürfen. Denn RTL baut nach ersten Gehversuchen mit der „Rheinischen Post“; gerade seine Agentur für Internet-Nachrichten-Videos aus, für die der Sender gerade einen Namen sucht. Dass ARD und ZDF jetzt planen, diesen neuen Markt der privaten Sender kaputt zu machen, bevor er sich richtig hat entwickeln können, wird der Kölner Konzern sicher nicht einfach hinnehmen. Und überhaupt: Mit Angeboten von Reuters-TV und AFP sind Nachrichtenfilme im Netz auch immer wichtigere Einnahmequellen für Nachrichtenagenturen. Daniel Bouhs

Erschienen in Ausgabe 12/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.