Der Abschluss.

Über manche Praktikanten wird noch lange geredet: In einem Parlamentsbüro denkt man gerne an den früheren Hospitanten zurück – weil er an seinem letzten Tag so leckeren Kuchen mitbrachte. Natürlich ist es schade, wenn das der einzige Grund ist, weswegen Sie in Erinnerung bleiben. Doch das Ende Ihres Praktikums sollte nicht nur dadurch auffallen, dass ein Stuhl wieder unbesetzt ist. Es lohnt sich, sich elegant zu verabschieden.

Kuchen mitbringen – keine Schleimerei. Nur die wenigsten Praktikanten geben einen wirklichen Ausstand. Unverständlich, denn schließlich wollen Sie den Redaktionen in guter Erinnerung bleiben. Sie müssen ja nicht übertreiben und nach dem zweiwöchigen Schulpraktikum einen Sektempfang geben. Aber ein Kuchen zum Abschied darf es durchaus sein, manchmal lohnt sich auch ein Blumenstrauß für das Sekretariat. Der schlechteste Zeitpunkt, um den Kuchen zu verteilen, ist während der Produktionsphase bzw. kurz vor Redaktionsschluss. Meist eignet sich das Ende der Konferenz dafür. Wenn die Themen abgehakt sind, freuen sich alle über etwas Süßes. Gehen Sie trotzdem am Ende des Tages zu den Kollegen und verabschieden sich persönlich von jedem Einzelnen. Die meisten werden Sie fragen, wie es für Sie weitergeht – bieten Sie auch in Zukunft Ihre Hilfe an.

Das Abschlussgespräch. Sorgen Sie dafür, dass Sie einen Termin beim Ressortleiter für ein Abschlussgespräch bekommen. Melden Sie das zwei bis drei Tage vorher an und bleiben Sie hartnäckig, sonst geht Ihr Termin im Tagesstress unter. Im Abschlussgespräch wird man Sie meist selbst um ein kurzes Resümee bitten. Überlegen Sie sich vorher, was Sie sagen wollen. Sie dürfen ehrlich sein, aber lästern Sie nicht. Das Abschlussgespräch eignet sich nicht dazu, den Frust der letzten Wochen abzuladen. Bitten Sie um eine konkrete Einschätzung Ihrer Arbeit. Fragen Sie nach, woran Sie noch arbeiten sollten und wie der Ressortleiter Sie sieht. Probieren Sie, das Gespräch auf mögliche Perspektiven zu lenken: Gibt es eine freie Mitarbeit für Sie?

Wenn Sie ein gutes Gefühl bei Ihrem Praktikum hatten, aber erst noch Ihr Studium beenden müssen – fragen Sie, ob Sie sich danach (in einem Jahr, in sechs Monaten) wieder melden dürfen. Probieren Sie nicht, krampfhaft auf das Thema Honorar zu kommen. Sicher, unbezahlte Praktika frustrieren. Sie sollten das Thema Geld aber bereits geklärt haben – entweder im Vorfeld bei der Auswahl Ihres Praktikumsplatzes oder zwischendurch, wenn es gerade gut läuft, mit einer Sekretärin Ihres Vertrauens darüber sprechen.

Arbeitsproben – wie viele sind realistisch. Als Eintrittskarte in den Job zählt eine gute Arbeitsprobe mehr als das Einser-Diplom. Wenn Sie sich um eine Stelle in einer Redaktion bewerben, liest Ihr potenzieller Chef eines garantiert: einen Teil Ihrer Texte. Je angesehener das Medium, desto schwerer ist es, eigene Texte oder Beiträge unterzubringen. Sich vorzunehmen, in einem vierwöchigen Magazin-Praktikum drei eigene Geschichten zu veröffentlichen, ist unrealistisch. Wenn Sie allerdings in einer Lokalredaktion waren, sollten Sie ein paar Texte alleine geschrieben haben. Wenn Sie immer nur als Co-Autor auftauchen, denken viele Redakteure: Der kann es nicht alleine. Selbst wenn Sie Ihre Texte fünf Mal umarbeiten mussten – der eigene Name im Blatt entlohnt Sie dafür.

Das Zeugnis – die Geheimsprache entziffern. Wenigstens das sollte bei einem Praktikum heraus-springen: ein vorzeigbares Arbeitszeugnis. Arbeitgeber sind verpflichtet, ein Arbeitszeugnis positiv zu formulieren. Daher hat sich eine Geheimsprache eingebürgert, die gut klingt, aber die Kritik versteckt mitteilt. Machen Sie sich mit dem Code vertraut. Schreiben Sie außerdem eine Liste der Leistungen, von denen Sie finden, dass Sie ins Zeugnis gehören. Die Liste geben Sie auf Nachfrage der Sekretärin des Chefs – in der Regel schreibt die Ihr Zeugnis. Manchmal müssen Sie es sogar selbst formulieren. Besorgen Sie sich Beispiele von Freunden oder Kollegen.

Kontakte pflegen. Wenn es gut läuft, treffen Sie während Ihrer Praktika auf erfahrene Journalisten, die Lust haben, Sie zu fördern oder Ihnen wenigstens mal einen Tipp zu geben. Vertrauen Sie auf deren Rat und nehmen Sie ihn in Anspruch. Diese Kollegen freuen sich in der Regel auch über eine kurze E-Mail, zum Beispiel, wenn Sie den Tipp des Kollegen bei anderer Gelegenheit nutzen konnten und sich kurz dafür bedanken. Auch die unverbindliche Frage, ob man gemeinsam Kaffee trinken oder Mittag essen wolle, kann gut ankommen. Gehen Sie aber niemandem mit dauernden Dankes-Mails und Schleim-Anrufen auf die Nerven!

Die nächste Station. Die meisten Praktikanten durchlaufen mehrere Redaktionen. Wichtig ist, nie über einen früheren Job zu lästern – in der Branche kennt jeder jeden und alle reden gerne. Auch wenn Sie ausgefragt werden: Es zeugt von Professionalität, höflich aber direkt zu antworten: „Das war damals ein lehrreiches Praktikum, aber über Einzelheiten aus anderen Redaktionen kann und möchte ich nicht sprechen.“;

Erschienen in Ausgabe 12/2007 in der Rubrik „Praktikum“ auf Seite 14 bis 15. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.