Die Konferenz ist der Laufsteg der Redaktionen. Die formale Hierarchie ist auf den ersten Blick zu erkennen: Am Tisch sitzt üblicherweise der Chefredakteur mit den Entscheidern, den Ressortleitern, und drum herum versammelt sich das Fußvolk. Aber in Konferenzen offenbart sich auch die inoffizielle Hackordnung: Wer hier abgewürgt oder ständig unterbrochen wird, hat einen schlechten Stand. Leitwolf ist der, dem zugehört wird.
Auch manche Redakteure vermeiden es, ihre Themen in den Konferenzen vorzuschlagen: Zu groß ist die Furcht, sich eine herablassende Bemerkung einzufangen. Noch schlimmer ist es für Praktikanten: Sie kennen die Spielregeln nicht und müssen sich trotzdem bewähren. Hilfreich ist die Faustregel: Eher im kleinen Kreis zu Wort melden, etwa in den Ressortkonferenzen, in denen sich die Redakteure eines Ressorts mit ihrem Chef treffen.
Auf die Konferenz vorbereiten. Vor jeder Konferenz sollten Praktikanten unbedingt das aktuelle Blatt lesen oder die letzte Sendung schauen. In der Konferenz werden Themen entwickelt und abgeschmettert. Für eine sachliche Diskussion ist es unerlässlich zu wissen, wie das Tagesgeschehen ist. Aber lesen Sie die Zeitungen nicht während, sondern vor der Konferenz.
Themen finden. „Praktikanten sollten immer Themen vorschlagen, selbst wenn es nur der Gesichtspflege dient“;, rät eine ZDF-Redakteurin. Das Thema durchzubringen, macht natürlich mehr Spaß. Schauen Sie daher regelmäßig die Sendung bzw. lesen Sie Ihr Blatt: So entwickeln Sie ein Gespür für Themen und erfahren nebenbei, was schon gelaufen ist. Suchen Sie nach Nebenaspekten aktueller Diskussionen. Wenn es um die Vereinbarkeit von Karriere und Kindern geht, können Sie nach Vorzeigemodellen in Firmen oder Gemeinden suchen. Kümmern Sie sich um die zeitaufwendigen Themen abseits der Alltagspolitik. Die gehen im Redaktionsalltag oft unter, schmücken aber das Blatt enorm. Spätestens sobald Sie eine Idee gefunden haben, schauen Sie im Archiv nach, was dazu in jüngerer Zeit veröffentlich wurde. Ein Thema vorzuschlagen, das vor zwei Wochen im Blatt oder der Sendung ausführlich behandelt wurde, ist peinlich und zeugt von Unkenntnis. Bei den meisten Medien sind auch Themen „gestorben“;, wenn sie schon bei der Konkurrenz standen.
Beim Fernsehen: Denken Sie an die Optik. Nicht jedes Thema, das einer Zeitung gut zu Gesicht steht, eignet sich für das Fernsehen. Die Zuschauer und Ihr Ressortleiter verlangen starke Bilder. Ein Besuch bei einer Selbsthilfegruppe kann inhaltlich sehr interessant sein, gibt aber vom Bild wenig her.
Das eigene Thema verkaufen. Niemand möchte in der Konferenz lange Vorträge hören. Formulieren Sie Ihr Thema in einem „Erzählsatz“;. Der Erzählsatz ist keine Zusammenfassung, sondern reißt das Thema an und gibt die Richtung der Geschichte vor. Ein Erzählsatz zum Thema Fußball könnte sein: „Jubeln gegen rechts – Wie der Verein Schwarz-rot Unterbach mit seinen Fanprojekten den Rechtsradikalismus eindämmt.“; Machen Sie sich ebenfalls Gedanken über die Erzählform ihres Themas. Wollen Sie jemanden interviewen oder lieber eine Reportage schreiben?
Das Thema testen. Sie haben ein Thema gefunden, sind sich aber unsicher, ob es ins Blatt passt? Fragen Sie einen Redakteur um Rat. Feste Mitarbeiter kennen ihre Redaktion schon viel länger als Sie und können Sie mit ein paar Hinweisen oder Tipps vor einer Blamage in der Konferenz bewahren.
Erschienen in Ausgabe 12/2007 in der Rubrik „Praktikum“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.