RTL gründet Nachrichtentochter und -agentur

Der Kölner Privatsender RTL will künftig flexibler auf die Nachrichten(markt)lage reagieren und gründet deshalb derzeit eine Tochterfirma. Sie soll die Nachrichtenredaktionen aller Sender der RTL-Gruppe mit insgesamt 400 Mitarbeitern von RTL und n-tv umfassen. Die Vox-Nachrichten werden bereits seit knapp einem Jahr von RTL produziert. Geschäftsführer der momentan noch namenlosen Gesellschaft ist Michael Wulf, der auch künftig gemeinsam mit Peter Kloeppel einer der beiden RTL-Chefredakteure bleibt. „Bei der Planung und Logistik für die Übertragungen von Wahlen oder Parteitagen müssen RTL und n-tv nicht jeder eine eigene Bühne aufbauen“;, erläutert Wulf an einem Beispiel die Strategie der senderübergreifenden Nachrichtengesellschaft. Dort könne man auch gemeinsam als Sendergruppe auftreten und die Logistik nutzen.

Auch künftig werden laut Wulf die CvDs Bei RTL und n-tv redaktionell für die entsprechenden Sendungen verantwortlich bleiben und „dafür sorgen, dass die Nachrichten- und Magazinformate eigenständige Marken mit klarem Profil bleiben“;. Keinesfalls werde RTL die Strategie der ProSiebenSat.1-Gruppe verfolgen, die ihre Nachrichten zentral von ihrem Nachrichtensender N24 produzieren Lässt. „Die Zuschauer brauchen wieder erkennbare Programm-Marken und Strukturen in den Sendungen“;, sagt Wulf. Das sei gerade bei Magazinen „extrem wichtig“;. Agenturfeeds sähen bei allen Sendern gleich aus. „Aber unsere eigenen Reporter, die dasselbe Ereignis aus einem anderen Blickwinkel betrachten, machen Beiträge unverwechselbar.“;

Anfang 2008 will RTL außerdem eine Agentur gründen, die in Zweitverwertung Nachrichtenbeiträge an Dritte verkauft, vornehmlich an Anbieter von Nachrichtenseiten im Internet. Ein erster Testkunde ist seit einigen Wochen das Internetangebot „RP online“; der „Rheinischen Post“;. Den Vorschlag von ARD-Chef Fritz Raff, der auf den Münchener Medientagen den Verlegern anbot, die ARD stelle die „Tagesschau“; für deren Online-Portale gern kostenlos zur Verfügung, beobachtet man bei RTL mit Argwohn. „Wir stellen uns jedem Wettbewerb, wenn die Spielregeln für alle dieselben sind, marktübliche Preise gehören dazu“;, betont Wulf. Allerdings würden neue kommerzielle Geschäftsmodelle sofort wieder zerstört, „wenn kostenlose Angebote in den Markt gedrückt werden“;. Insgesamt wächst der Markt für Nachrichten im Internet stetig. Die Zahl der Seitenbesuche bei den 20 meistgenutzten Newsportalen Deutschlands wird 2007 voraussichtlich die Vier-Milliarden-Marke übersteigen und damit um 25 Prozent zulegen, wie der Branchenverband Bitkom jüngst bekannt gab. Ulrike Langer

Erschienen in Ausgabe 12/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.