Top und Flop des Monats

IN: Ehrlichkeit von Prominenten

Anne Will hat es vorgemacht, wobei nicht klar ist, wie freiwillig ihr Outing wirklich war. Inwiefern ihre Beziehung zu einer Frau aber wirklich eine Rolle spielt, ist fragwürdig. Glaubwürdiger kann sie bei ihrer wöchentlichen Sendung nicht werden. Auch jetzt nicht, selbst wenn es um das Thema Partnerschaften gehen sollte. Vielleicht ist Anne Will ein positives Vorbild, weil sie nun öffentlich zu ihrer Beziehung steht und nicht von den Medien „enttarnt“; wurde. Vielleicht ist das Beste an Anne Wills Beziehung aber auch die Reaktion des NDR-Programmdirektors Volker Herres: „Mit wem Anne Will ihr Leben teilt, ist ganz und gar ihre Privatsache. Uns interessiert nur, wie sie ihren Job macht – und den macht sie grandios.“; Bodenständiger geht es nicht.

OUT: Das Winterloch

Das neue Sommerloch ist das Winterloch. Die Medien sind voll von Rückblicken und Spendenaufrufen. Der Nachrichtenwert steht hinten an. Denn spätestens nach dem dritten Revue passieren lassen und der vierten Erzählung eines hilfsbedürftigen Menschen schalten wir ab. Dieses winterliche Vorheucheln von Mitgefühl ist unehrlich. Es gibt viele Menschen, die das ganze Jahr über Unterstützung brauchen. Sich nur in der Vorweihnachtszeit an das Gewissen der Leser, Hörer und Zuschauer zu wenden, ist erbärmlich und selbst das gesammelte Geld sollte das schlechte Gewissen nicht beruhigen. Besonders dann nicht, wenn im Januar jemand um Hilfe durch die Medien bittet und zu hören bekommt: „Sorry, das passt thematisch jetzt nicht ins Konzept.“;

Text: Jennifer Bligh ist freie Journalistin in München und Mitglied des Netzwerks „Jungejournalisten.de“;, die in „medium magazin“; ihr persönliches „in&out“; vorstellen.

Erschienen in Ausgabe 12/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.