„Der Journalistenberuf droht gedächtnislos zu werden“

Volker Herres, geboren 1957 in Cuxhaven, hat Volkswirtschaftslehre, Publizistik und Politik studiert und eine Ausbildung in der 17. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule absolviert. Während des Studiums arbeitete er als freier Mitarbeiter für die „Nürnberger Zeitung“ und die „Süddeutsche“. Seine berufliche Laufbahn begann 1983 als Mitarbeiter in der Berliner ZDF-Redaktion von „Kennzeichen D“. Seit 1984 arbeitete Herres in der ZDF-Zentrale als innenpolitischer Reporter und Redakteur für Sendungen wie „Länderspiegel“ und „Was nun …?“, als Redakteur von Wahl-Sendungen, Autor von Dokumentationen und Reportagen sowie Moderator innenpolitischer Sendereihen. 1986 ging Herres als Reporter ins Bonner ZDF-Studio. 1987 wechselte er zum NDR nach Hamburg, wo er zunächst als Referent in der Intendanz arbeitete. 1991 wurde er Leiter und Sprecher derselben. 1995 avancierte Herres zum NDR-Fernseh-Chefredakteur und Leiter des Programmbereichs Zeitgeschehen. Bis April 2004 war er hier verantwortlich für alle NDR-Informationssendungen im Ersten sowie für aktuelle und Informationsangebote im NDR-Fernsehen. In dieser Zeit moderierte er u. a. Wahl- und Sondersendungen sowie den ARD-Brennpunkt und war Kommentator in den „Tagesthemen“. 2002 erhielt Herres den DUH-Medienpreis. Außerdem war er 2007 in der Kategorie „Beste Moderation Information“ für den „Deutschen Fernsehpreis“ nominiert. Seit 2007 moderiert Herres, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, im Wechsel mit Monika Piel den „ARD-Presseclub“.

Warum sind Sie Journalist geworden?

Aus Interesse an Politik, Gesellschaft und aus Spaß am Formulieren.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?

Bei der „Nürnberger Zeitung“. Thema: „Niedere Veste“ bleibt den Treuchtlingern erhalten. Das Schloss ist in den Besitz der Stadt übergegangen.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Viele. Von A bis Z: Augstein… Gütt…. Kisch… Nannen… Riehl-Heyse…

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn Unbefangenheit, Unabhängigkeit, Neugier, Recherchelust, Wahrnehmungsgabe, Sprachgewalt, Intellekt und Witz zusammenkommen.

Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?

Er droht kurzatmig, gedächtnislos und oberflächlich zu werden. Umso wichtiger sind die Gegenkräfte des Qualitätsjournalismus.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Nein, und ich bin mir auch nicht sicher, ob es tatsächlich so schlecht ist.

Können Sie einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Adolf Grimme: Das Ethos des Rundfunks – Ansprache am 15.11.1948 im Rundfunkhaus Hamburg

Wie wichtig ist Klatsch?

Klatsch gehört zum Leben. Und ich habe wenige Menschen kennengelernt – egal in welchem Milieu –, die nicht auf ihre Art auch gern klatschen.

Wo lernt man Journalismus am besten?

An den etablierten Journalistenschulen oder im Volontariat bei einem Qualitätsmedium.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Generell, denke ich, inzwischen nicht mehr. Schon gar nicht beim Fernsehen. Aber ich kenne auch noch Männerdomänen im Journalismus an Stellen, wo man es gar nicht vermuten würde.

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Gründlichkeit und Seriosität, manchmal vielleicht zu viel sachliche Ernsthaftigkeit.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

tagesschau.de und spiegel.de

Welches Buch lesen Sie gerade?

Alexander Demandt: Über die Deutschen. Eine kleine Kulturgeschichte; Kurt Appaz: 1975; Iris Bahr: Moomlatz oder wie ich versuchte, in Asien meine Unschuld zu verlieren

Ihr liebstes Hobby?

Lesen

Was war ihr bisher größter Erfolg?

Die Erziehung meiner Kinder.

Ihr größter Flop?

Mein Anteil daran.

Welche Medienprojekte sind für Sie besonders zukunftsträchtig?

Die Weiterentwicklung des tagesaktuellen Informationsprofils unseres digitalen Programmangebotes „EinsExtra“.

Ihre Lieblingszeitung?

„Süddeutsche“

Ihre Lieblingssendung?

Die Mittwochs-Fernsehfilme im Ersten.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Er hat ganz ordentlich gearbeitet – und es hat Spaß mit ihm gemacht.

Erschienen in Ausgabe 1/2008 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 74 bis 74. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.