Sprechernotizen

Von GM zu Pepsi Cola

Kurz vor dem Ende des Jahres überraschte PepsiCo mit einer Top-Personalie: Neue Kommunikationschefin des Brause-Konzerns wird Julie Hamp. Sie wird als Senior Vice President direkt an die PepsiCo-CEO Indra Nooyi berichten. Die Personalie überrascht nicht nur, weil Hamp keine Erfahrung in Consumer Goods und Consumer Brands besitzt. Hamp ist ein General Motors-Gewächs, seit 26 Jahren unterwegs in den undurchdringlichen Weiten des ehemals größten Autoherstellers der Welt mit seiner ebenso undurchdringlichen Bürokratie, der Macht der Gewerkschaften, dem leidigen Unverständnis für die Pflege von Marken in der Autowelt, der kalten Herrschaft der Controller über die Ingenieure und Designer etc. Die Personalie überrascht auch, weil Hamp, nachdem sie viele Jahre vom angenehmen Miami aus die Kommunikation von GM in Südamerika und Afrika geführt hatte (welche Kommunikation in Afrika???) und derzeit im trüben Zürich die Kommunikation von GM Europe mehr schlecht als recht vor sich hin steuert, eigentlich nicht nur keinen Ruf genießt, sondern – anders als Vorgänger Tony Cervone – auch noch keinen besonders guten. Sie gilt unter Insidern im GM-Konzern als brave, aber schlichte Konzern-Soldatin, die die Nähe zu den eigenen Bossen mehr sucht als zu den Medien, soll – typisch amerikanisch? – wortreiche, aber blutleere Action Plans und endlose Abstimmungsrunden lieben und ist, so ist in den USA zu hören, eine Midwest-Lady mit einem ausgesprochenen Faible für Bush-Politik. Mit außeramerikanischen Kulturen habe sie so ihre liebe Not, hört man. Und nun soll sie ausgerechnet für PepsiCo von Purchase nahe New York aus weltweit helfen, Coca Cola zu überholen. Angeblich sollen in Atlanta, dem Sitz von Coca Cola, vor Freude über die Personalie des Wettbewerbers die Korken geknallt haben.

Christ für Claassen

Über Utz Claassen hatte Dr. Who an dieser Stelle bereits mehrfach berichtet. Der mehr als selbstbewusste, phrasenreiche, bisweilen witzige, aber vor allem immer aufmerksamkeitsheischende Ex-Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Stromkonzerns EnBW macht wieder von sich reden. Nach seinem Abgang bei EnBW stand er kürzlich in Karlsruhe vor Gericht. Er soll mittels Tickets für Spiele der Fußball-WM Politiker geschmiert haben. Er wurde freigesprochen, die Staatsanwaltschaft hat jedoch Revision eingelegt. Was nur den wenigsten unter den vielen Beobachtern während der langen Gerichtsrunden auffiel: Er hat einen neuen „Medienberater“. Und der machte fleißig im Gerichtssaal Notizen, saß Stunde um Stunde auf den harten Stühlen ab und versuchte, nicht aufzufallen. Dabei kennen ihn gerade die Menschen im Ländle und vor allem seine Kollegen in den Wirtschaftsblättern ziemlich gut. Seine Name: Peter Christ. Ja, genau der: Christ war zuletzt Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung“, bevor er Ende 2006 im Unfrieden ausschied. Davor war er – wenn auch nur für kurze Zeit – Chefredakteur des „Manager Magazins“. Nun verdingt er sich also als Medienberater – und das ausgerechnet für „Krawall-Utz“, wie man ihn u. a. in Karlsruhe nennt. Peter Christ ist ein respektierter Kollege, der Besseres verdient. Dr. Who wünscht ihm auf seinem weiteren Weg in die Selbstständigkeit eine etwas glücklichere Hand. Aber er wird es schon schaffen. Christ ist ein Guter. Punkt!

Um Gottes Willen!

Bis der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ der Kragen über die Kommunikation eines Unternehmens, gar einer Bank platzt und sie zum Mittel des Kommentars greift, muss viel passieren. Die Landesbank Baden Württemberg (LBBW) unter ihrem noch recht neuen Kommunikationschef Michael Pfister hat es geschafft. Sie hat sich mit einer missratenen Kommunikationspolitik rund um die Turbulenzen am Kapitalmarkt vollständig unmöglich gemacht. Der in Form und Klarheit bislang für solche Fälle einmalige Kommentar „Mundfaule LBBW“ von Hanno Mußler am 29. November in der „FAZ“bringt es auf den Punkt: „… ein Lehrbeispiel, wie man Vertrauen zerstört.“….“die Banker mit ihrer Mundfaulheit“. und:“… Wer die Bank schon Tage vorher mit drohenden Verlusten von 800 Millionen Euro konfrontiert hatte, bekam zuvor ein recht harsches – und gelogenes Dementi zu hören. So kann sich bestimmt kein Vertrauen bilden.“ Seit Jahren kämpfen hier hoch anerkannte Protagonisten für mehr Professionalität, vor allem im Umgang mit Medien. Und nun müssen wir in der Leib- und Magenzeitung der Unternehmen und Banken diesen Kommentar lesen. Was muss da alles schief gegangen sein? Dabei galt Pfister in seinem früheren Job bei MLP als jemand, der die Krise des Finanzdienstleisters gut gemeistert hatte. Dr. Who hofft, dass sich das jetzt nicht als Scheinkompetenz entpuppt. Über Pfisters Vorgänger Stefan Schütz jedenfalls, der rüde verdrängt wurde, konnte man ähnliches nie vorher lesen.

Politiker-Start beim BDI

Jobst Hinrich Wiskow, früher bei „Capital“ und seit einigen Monaten neuer Kommunikationschef des mächtigen Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), hat jetzt endlich seinen neuen Chef. Nach langer Suche hat BDI-Präsident Jürgen R. Thuman den früheren bayerischen Umweltminister Werner Schnappauf auf den Posten des Hauptgeschäftsführers des BDI gehievt. Schnappauf trat nun vor Kurzem die Nachfolge des legendären, bestens vernetzten und einflussreichen Ludolf von Wartenberg an. Was die wenigsten wussten: Der eigenliche Wunschkandidat war CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Der wollte zwar auch, und Thuman hatte dem BDI-Präsidium die Personalie bereits kundgetan, aber CDU-Chefin und Kanzlerin Merkel fand das gar nicht gut und verhinderte den Wechsel. Thuman musste daraufhin ganz schnell einen Neuen finden, klopfte beim Personalberater Egon Zehnder in Berlin an, die wiederum hatten Schnappauf in ihrer Kartei – und der Deal war geritzt. Mal sehen, wie sich Schnappauf machen wird. Wir kennen ihn übrigens als denjenigen, der den Abschussbefehl für Problembär Bruno gegeben hatte.

PR-Manager des Monats

Dr. Who’s PR-Manager des Monats ist – und jetzt nimmt Dr. Who seinen ganzen Mut zusammen – der Kommunikationschef des Siemens-Konzerns, Stephan Heimbach. Erst seit wenigen Monaten im Amt und Nachfolger des glücklosen Janos Gönczöl bewegt sich Heimbach mit seinem neuen Vorstandschef Peter Löscher in der derzeitigen Nach-Krisenphase des Siemens-Konzerns mit großer kommunikativer Sicherheit und sehr überzeugender Sensibilität für die berühmten Träger der öffentlichen Meinung und den Konzern. Heimbach präsentiert Löscher überzeugend, nicht überdreht, versteht es, mit Gas und Bremse umzugehen und findet offensichtlich den richtigen Ton. Dr. Who zieht den Hut und drückt weiterhin die Daumen …

Dr. Who ist das Pseudonym einer bekannten Führungskraft der PR-Branche. eMail: autor@mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 1/2008 in der Rubrik „Unter „3““ auf Seite 60 bis 81. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.