Bücherkiste

Zielscheibe Ehre

Christian Schertz / Thomas Schuler (Hrsg.), Rufmord und Medienopfer. Die Verletzung der persönlichen Ehre, Berlin 2007, Christoph Links Verlag, 271 S., 19,90 Euro

In den Medienhauptstädten der Welt sei Rufmord inzwischen ein normales Geschäft, so die provokante These von Richard Cohen, Kolumnist der „Washington Post“. In dem Band „Rufmord und Medienopfer“ zeigen 20 Autoren an exemplarischen Fällen, ganz überwiegend aus Deutschland, wie die Mechanismen funktionieren, aber auch, wie sich das Opfer wehren kann. Die Beiträge der Medienjournalisten und Presserechtler belegen, dass es keineswegs nur die einschlägig verdächtigen Medien sind, die im Zweifelsfall (mit) zur Jagd blasen. So erschienen im „Tagesspiegel“ oder der „Frankfurter Rundschau“ Artikel, die Murat Kurnaz anfangs belasteten. Und die „Financial Times Deutschland“ übernahm einen kroatischen Pressebericht, der den später ermordeten serbischen Pre- mierminister Zoran Djindjic mit Zigarettenschmuggler-Kreisen in Verbindung brachte. Aufgerollt werden auch Fälle der Berichterstattung über Michel Friedmann, Günter Grass und Natascha Kampusch. Von besonderem Interesse ist das Interview mit einem Psychotherapeuten über Hilfe für Medienopfer. Einblicke in „Macht und Elend des Presserats“ gewährt zudem Thomas Leif.

Professionell schreiben

Dirk Lehmanski / Michael Braun (Hrsg.), Das Schreibbuch, IBS-Verlag, Waltrop 2008, 245 S., 24,80 Euro

Es mag fantasievollere Titel als „Das Schreibbuch“ geben, zumal Überschriften bekanntlich darüber entscheiden, ob der Leser anbeißt. Alle, die professionell schreiben, dürften aber beim Schmökern an mehreren Stellen hängen bleiben. Die Autoren sind nicht nur Journalisten, sondern auch Korrektoren oder Texter. Die Frage „Wie treffe ich den Stil, den mein Auftraggeber erwartet?“ erschüttert vielleicht den individualistischen Stolz eines Journalisten. Doch ist sie abstrakt gemeint, da sie sich an Schreiber im Allgemeinen wendet. Erfreulicherweise referiert das Handbuch nicht nur die Standards der Schreibratgeberliteratur wie den gelungenen Texteinstieg, sondern befasst sich auch mit dem unfallfreien Einsatz von Ironie oder dem Thema Bloggen. Eine lohnende Anschaffung, die auch Plattheiten verkraftet wie die Überschrift „Haste mal’n Komma?“, wenn Interpunktion auf dem Stundenplan steht.

Aus dem Pulverfass

Martin Löffelholz / Christian F. Trippe / Andrea C. Hoffmann (Hrsg.), Kriegs- und Krisenberichterstattung. Ein Handbuch, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2008, 335 S., 29,90 Euro

Mit den zunehmenden Auslandseinsätzen der Bundeswehr gewinnt die Kriegs- und Krisenberichterstattung in den deutschen Medien an Bedeutung. Vor nicht allzu langer Zeit eher ein exotisches Thema, gibt es inzwischen zahlreiche Veröffentlichungen, die sich mit der Berichterstattung aus Krisengebieten beschäftigten. Das Handbuch vereint die Beiträge von mehr als 70 Journalisten und Wissenschaftlern, die eine Vielzahl von Aspekten behandeln, wie Vorbereitung, militärische Grundkenntnisse oder die Folgen der Kriegs- und Krisenberichterstattung. Für Leser, die nicht selbst an die Front müssen, dürfte das Kapitel „Redaktion zwischen Sensation und Routine“ am interessantesten sein. Hier befassen sich unter anderem der Washington-Korrespondent der „FAZ“, Matthias Rüb, und Stefan Kornelius, Ressortleiter Außenpolitik der „Süddeutschen Zeitung“, mit dem Verhältnis des journalistischen Hauptquartiers zum jeweiligen „Mann vor Ort“. Die Kriegs- und Krisenberichterstattung, so eine These des Buches, bezieht ihre Bedeutung nicht nur aus ihrem schwierigen Gegenstand, sondern ist eine Bewährungsprobe für den Qualitätsjournalismus generell.

Erschienen in Ausgabe 3/2008 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 76 bis 88. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.