Modezaren und Hofschranzen

Ein Anruf bei den italienischen Luxusmodehäusern kann eine vergnügliche Sache sein – wenn man nicht gerade eine aktuelle Information braucht. Bei den Modezaren geht es nämlich oft zu wie bei Hofe. Sogar Gucci, ein Unternehmen, das keinem solchen „Zaren“, sondern einem französischen Luxuskonzern gehört, leistet sich ein Heer von Schranzen, das aufs Abwimmeln trainiert ist. Die höheren Chargen vergeben Gratifikationen, manchmal, wie z. B. ihre persönlichen Handynummern. Guccis immer freundliche Pressechefin hatte sie mir einst gegeben, aber ich hatte sie verlegt – ein grober Fehler, wie sich jüngst herausstellte. Ich musste etwas fragen, aber bis zur Pressestelle vorzudringen, war unmöglich: Im Almanach der Pressesprecher fand sich nur die Nummer der Gucci-Rezeption. Ob man mir mit der verschlampten Nummer aushelfen könne, fragte ich. Empörtes Schweigen war die Antwort. Auch durchstellen könne man mich nicht, sagte die Dame, die Kollegin sei beschäftigt. Eine eMail schreiben, schlug sie vor. Ungern, dachte ich, hatte jetzt aber fast Lust auf das Spiel bekommen: Wie war noch mal die Mailadresse? Die könne sie natürlich auch nicht herausgeben. Ich sollte an die Rezeption schreiben, sie würde sich kümmern. Eine Antwort könne sie aber nicht garantieren. Ich legte auf. Und begann zu suchen, bis ich die Handynummer schließlich doch noch wieder fand.

Internet: www.guccigroup.com

Erschienen in Ausgabe 3/2008 in der Rubrik „Weltreport“ auf Seite 54 bis 54 Autor/en: Florian Eder, Mailand. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.