Die Chefredakteursfrage beim „Spiegel“ ist noch immer ein heißes Eisen. Wir hatten rund 20 Top-Medienmacher gefragt: „Was erwarten und/oder erhoffen Sie vom, Spiegel‘ unter Leitung der neuen Chefredakteure Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron?“ Schnell sammelten sich die Absagen, darunter auch eine von ZDF-Moderator Claus Kleber, der ursprünglich ein Wunschkandidat der Gesellschafter für die Nachfolge von Stefan Aust war. Kleber schrieb: “ Den Kollegen werde ich bei Gelegenheit gerne persönlich viel Glück wünschen.“ Andere Kollegen schrieben: „Da mache ich lieber nicht mit“ oder „Ich habe dazu nichts zu sagen“. Unterm Strich blieben drei Antworten. „Cicero“-Chefredakteur Wolfram Weimer sieht den „Spiegel“ in einer Familie der meinungsbildenden Magazine als „bestimmende Mutter“ und schreibt: „Nun erwartet die Familie von Mama Spiegel natürlich, dass sie uns wieder Geschichten erzählt wie früher. Große, wahre, wichtige Geschichten. Bloß keinen Content providen. Oder Lifestyle einkleiden. Das täte uns allen gut, denn der Qualitätsjournalismus ist in einer Krise … An den kritischen Journalismus glaubt kaum noch einer. Mutter, zeig es ihnen!“ Domenika Ahlrichs, Chefredakteurin der „Netzeitung“, sagt: „Blumencron hat bei Spiegel Online mit immer wieder neuen Rubriken und Formaten für Leserzuwachs gesorgt. Schön wäre, wenn er Ähnliches mit dem Spiegel vorhätte. Mascolo ist als Rechercheur bekannt. Schön wäre, wenn er dem „Spiegel“ dazu verhelfen würde, wieder mehr mit Exklusivgeschichten Furore zu machen.“ Die Antwort mit dem gewissen Augenzwinkern lieferte „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort: „Ich nehme zur Kenntnis, dass die, Spiegel‘-Chefredakteure zur Freude der Mannschaft einen neuen Dresscode eingeführt haben und in der Konferenz auf Krawatten verzichten. Ich vermute aber nicht, dass sich diese Lässigkeit auf die Arbeit auswirken wird.“ cm
Erschienen in Ausgabe 3/2008 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 20 bis 20. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.