Kathrin Lenzer, geboren am 5. Februar 1971 in Herborn (Hessen), hat Geschichte, Medien- und Rechtswissenschaften in Hamburg, Düsseldorf und Salamanca/Spanien studiert und war Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Robert-Bosch-Stiftung. Daneben arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für diverse Medien sowie für Werbe- und PR-Agenturen. Nach dem Studium volontierte sie bei der „Rheinischen Post“ (RP) Düsseldorf (Chefredakteur damals: Ulrich Reitz, heute Chef der „WAZ“), wo sie anschließend als Kultur- und Wissenschaftsredakteurin für die Seiten „Wissen“ und „Hochschule“ verantwortlich war und das Hochschulmagazin „Campus & Co“ entwickelte und leitete. Daneben unterrrichtete sie als Lehrbeauftragte für Journalismus an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und veröffentlichte 2004 (gemeinsam mit Philipp Holstein) das literarische Sachbuch „30 – bis hierher und wie weiter?“ (Rowohlt). Sven Gösmann, RP-Chefredakteur seit Mitte 2005, berief sie im Januar 2006 zur Ressortleiterin „Report“. In den vergangenen beiden Jahren entwickelte sie zudem für den Verlag Konzepte zur integrierten Kommunikation. Seit Jahresbeginn ist Kathrin Lenzer als Nachfolgerin von Klaus Schrotthofer Chefredakteurin der „Westfälischen Rundschau“.
Warum sind Sie Journalistin geworden?
Weil ich Geschichten liebe und Menschen mag.
Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?
Mit 14 Jahren, als Praktikantin bei meiner Heimatzeitung. Meinen ersten Artikel schrieb ich über das Stadtarchiv.
Ihre Vorbilder im Journalismus?
Henri Nannen – wegen seiner „Wundertüte“.
Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?
Wenn er gute Themen setzt, gut recherchiert, gut schreibt – und immer bereit ist, dazuzulernen.
Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?
Crossmedia wird den Tageszeitungs-Journalisten mehr und mehr fordern. Wir stehen erst am Anfang.
Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?
Bei nationalen Befragungen mag das Image schlecht sein. Lokaljournalisten haben nach meinen Erfahrungen einen sehr guten Stand bei ihren Lesern.
Können Sie ein Buch über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?
Statt eines Buches empfehle ich eine praktische Übung: die Jahreshauptversammlung des örtlichen Kaninchenzüchterverbandes besuchen und den Menschen dort ohne Selbstgefälligkeit begegnen.
Wie wichtig ist Klatsch?
Namen sind Nachrichten. Das gilt heute wie morgen.
Wie und wo lernt man Journalismus am besten?
Als Volontär bei einer Tageszeitung.
Haben es Frauen im Journalismus schwerer?
Zunächst nicht. Später schon. Wie in jeder Branche, wenn es um Führungspositionen geht. Männer treten Macht nicht kampflos an andere ab – nicht an andere Männer und gleich gar nicht an Frauen.
Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?
Stärke: Integrierte Kommunikation, Gespür für lesernahe Themen. Schwäche: zu schnell zu viel zu wollen.
Ihre Lieblings-Internetadressen?
Spiegel Online, www.westfaelische-rundschau.de
Welches Buch lesen Sie gerade?
Chris Anderson: The Long Tail – Nischenprodukte statt Massenmarkt, das Geschäft der Zukunft.
Ihr liebstes Hobby?
Neue Medienangebote entwickeln, Bergwandern, am liebsten beides zugleich auf 3000 Höhenmetern.
Was war ihr bisher größter Erfolg?
Chefredakteurin der „Westfälischen Rundschau“ zu werden
Ihr größter Flop?
Eine deutsche Astrid Lindgren werden zu wollen. Mein erstes und letztes Kinderbuch kam über das zweite Kapitel nicht hinaus. Da war ich zwölf.
Welche Medienprojekte aus jüngerer Zeit sind für Sie besonders zukunftsträchtig?
Der Leser-Reporter. Ein guter Ansatz, der weiter entwickelt werden muss.
Ihre Lieblingszeitung?
„Westfälische Rundschau“, „Die Zeit“, „brand eins“.
Ihre Lieblingssendung?
Nachrichtenformate, Dokumentationen und „Emergency Room“.
Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?
Ohne Talent – das zur Hartnäckigkeit, das zur Offenheit und das zur Begeisterung.
Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?
Ich bin noch jung. Lassen Sie mich übermorgen darüber nachdenken.
Erschienen in Ausgabe 3/2008 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 82 bis 82. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.