Zeitung macht Azubis schlauer

Dass Zeitungslesen schlauer macht, behaupten Journalisten schon lange. Jetzt hat es die „Rheinpfalz“ zusammen mit der Universität Koblenz-Landau erstmals wissenschaftlich bewiesen: Junge Azubis, die regelmäßig die Tageszeitung lasen, schnitten bei Allgemeinwissenstests doppelt so gut ab wie zuvor. Das ist das Ergebnis des Projekts „Die Rheinpfalz macht Azubis fit“. Ein Jahr lang erhielten 67 Auszubildende der Wasgau AG die Zeitung aus Ludwighafen. Das regionale Handelsunternehmen, das mit 4.000 Mitarbeitern rund 100 Verbrauchermärkte in Rheinland-Pfalz betreibt, nahm die Zeitungslektüre in ihren Ausbildungsplan auf. Begleitet wurde das Projekt vom Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik der Uni Landau. Diplom-Psychologin Ines Vogel: „Das war eine einmalige Gelegenheit, deshalb haben wir sofort Ja gesagt.“ Denn bisher gab es keine Langzeituntersuchung dieser Art. Zunächst ermittelten sie vor dem Start der Lesephase den Wissensstand der jungen Leute. Ein zweiter Test folgte nach einem halben Jahr, ein dritter nach einem Jahr. Parallel wurden jeweils Schüler einer Berufsschule in Pirmasens als „Kontrollgruppe“ befragt. Die- se hatten allerdings zur Hälfte Abitur und damit eine bessere Vorbildung, während die getesteten Azubis überwiegend Haupt- oder Realschul-Abschluss haben. Beim ersten Test waren prompt die Berufsschüler klar im Vorteil. Sie erreichten 55 von 100 möglichen Punkten. Die Azubis brachten es nur auf 37 Punkte.

Doch die tägliche Zeitungslektüre zeigte Wirkung: Die Azubis erreichten beim zweiten und dritten Test jeweils rund 65 Punkte und überflügelten ihre Konkurrenten, deren Ergebnisse annähernd konstant (59 Punkte) blieben. Das Allgemeinwissen der Auszubildenden hat sich während des Projektjahres also nahezu verdoppelt. Michaela Maier, Junior-Professorin an der Uni Landau, hält vor allem für bemerkenswert, dass sich die Azubis unabhängig von ihrer Schulbildung in ihren Leistungen verbesserten, über das tägliche Zeitungslesen: „Bisher gingen wir davon aus, dass diejenigen, die mehr Vorbildung mitbringen, auch besser dazulernen. Diese Theorie hat sich nicht bestätigt“.

Auch Andreas Bahner, stellvertretender Chefredakteur der „Rhein pfalz“ ist begeistert. „Jetzt können wir endlich nachweisen, dass Zeitunglesen bildet.“ Der Erfolg des Projekts habe sich schnell herumgesprochen, sodass nun im zweiten Jahr neben der Wasgau zehn weitere regionale Unternehmen mitmachen. Bahner freut sich einerseits über den Imagegewinn für die „Rheinpfalz“, besonders aber darüber, „dass junge Menschen an das Medium Zeitung herangeführt wurden“. Robert Domes

Erschienen in Ausgabe 3/2008 in der Rubrik „Spektrum“ auf Seite 11 bis 11. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.