„Wird dem Unternehmen weiter beratend zur Seite stehen.“
Da hat man sich gerade „in bestem freundschaftlichen Einvernehmen“ getrennt und in der Pressemitteilung steht dann noch dieser kleine Satz: „Herr XY wird dem Unternehmen weiter beratend zur Seite stehen“, das Unternehmen „unterstützen“ oder er darf gar „zur Verfügung“ stehen. Solche Sprechereien sollte der fortgeschrittene Phrasologe lieber vermeiden, denn dieses Geschwafel durchschaut mittlerweile sogar ein Kleinkind. Außer man will dem lieben Ehemaligen noch subtil eins auswischen, versteht sich. Die „Beratung“ beschränkt sich in der Regel darauf, dass irgendwo eine umdekorierte Abstellkammer als Büro für den Ex-CEO in der Buchhaltung geführt wird und der sich noch über die eine oder andere Überweisung freuen darf. Ist der neue Besitzer der Firma von Großmut durchdrungen, darf der ehemalige Herr im Hause sein Mail-Konto und vielleicht seinen geliebten Blackberry eine Weile behalten. Was die neuen Herren von den Stellschraubendrehern der Vergangenheit nämlich am allerwenigsten möchten, ist irgendeine Beratung. Und, wie gesagt, das ist noch die große Lösung. Oft bedeutet der Satz auch nur, der neue Boss weiß, wo der alte im Notfall telefonisch zu erreichen wäre.
„Uns geht es darum, eine Marke zu etablieren.“
Hilfe! Marken-Alarm! Die gute alte Marke wird heutzutage reichlich inflationär wahlweise als neue Sau oder als irgend so ein Traditions-Dings durchs mediale Dorf getrieben. Es klingt halt furchtbar kenntnisreich, wenn man sich als mächtiger Unternehmensfürst auf die Allheilkraft der Marke beruft. Dabei ist die vorangestellte Phrase „Uns geht es darum …“ ein besonders pfiffiger Allzweck-Opener für eine markige Plattitüden-Oper. „Uns geht es darum, Arbeitsplätze zu sichern.“ „Uns geht es darum, Innovationsmarktführer zu werden/zu bleiben.“ „Uns geht es darum, den Standort Deutschland attraktiv zu halten.“ Unbegrenzte Möglichkeiten, um was es „uns“ alles so gehen könnte. Und weil alles schön nebulös in der Zukunft liegt, müssen sie sich auch keine Gedanken um lästige Realitäts-Checks machen. Das kleine Wörtchen „uns“ entfaltete dabei große Wirkung. Der Gesprächspartner wird mit einbezogen, man steigt herab vom Thron der egomanen Ich-Bezogenheit und suggeriert Teamgeist, Denn, „uns geht es…natürlich um die Sache.“ Aber zurück zur armen Marke. Fast alles kann heutzutage als Marke herhalten. Klopapier mit Noppen, Instant-Kaffeebrühe, Müllbeutel, Klobürsten, bunte Heftchen. Nichts, was nicht zu profan wäre für die schöne bunte Marken-Welt, am besten mit Event-Charakter. Alle sind happy, der Kunde zahlt und die Marketing-Abteilung freut sich.
„Da lässt sich Honig raussaugen!“
Mal ganz abgesehen davon, dass es eine eklige Vorstellung ist, wie der Boss im Anzug eine klebrige Masse irgendwo rausschlabbert … Was soll, was will uns diese Phrase sagen? Die Chefs versuchen offenbar wieder zu zeigen, dass sie nicht nur ganz genau wissen, wo es langgeht, sondern dieses Wissen auch noch in besonders „witzige“ Formulierungen verpacken können. „Da lässt sich Honig raussaugen“ ruft der Obermotz im Meeting. Und zwar immer dann, wenn einer der Untertanen etwas seiner Meinung nach nicht komplett Bescheuertes von sich gegeben hat, das die Unternehmensbilanz aufhübschen könnte. Untergebene, habt acht! Fällt dieser Satz, dann hat sich im Boss-Hirn das Räderwerk dahingehend in Bewegung gesetzt, dass bald Eure Einfälle als Boss-Mist verkauft werden. Denn merke: Keiner saugt am eigenen Honig.
„Spannend“
Das ist nun aber mal eine sehr spannende Phrase. Sagt einer, irgendetwas sei „spannend“, so kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die entsprechende Sache in Wahrheit total öde ist. „Spannend“ = langweilig! Diese simple Formel stimmt fast immer. Gerne wird das Wörtchen „spannend“ in Meetings genutzt, um eine ultradröge Schwachsinnsaufgabe dem Marketing-Trainee irgendwie noch schmackhaft zu machen. „Das ist eine sehr spannende Aufgabe, mal sehen, wie sie mit diesem Projekt zurechtkommen.“ Die arme Wurst! Wenn der Boss das Durchackern endloser Datenbank-Einträge zum Thema Werbeverbote in der EU-Rechtsprechung gerade als „spannend“ gebrandmarkt hat, sind Widerworte zwecklos. Die einzige Möglichkeit, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen: Sie finden einen, der in der Hickhack-Ordnung des Unternehmens noch weiter unten steht als Sie und delegieren die „spannende“ Aufgabe flott weiter. Das nämlich ist Führungsstärke …
Erschienen in Ausgabe 4/2008 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 73 bis 86. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.