Die Grenzen der Pressefreiheit

Mit sechs Überwachungskameras kontrolliert Bashaheel Bashraheel, Geschäftsführer und Sohn des Chefredakteurs der größten unabhängigen Zeitung im Jemen, „Al Ayyam“, die Lage in und um das Redaktionsgebäude in Aden. Das sind die als notwendig erachteten Sicherheitsmaßnahmen. „Sie erwischen uns in einer unserer größten Krisen“, erklärt Bashraheel. Sicherheitskräfte hatten am 12. Februar das Haus von Chefredakteur Hisham Bashraheel, Bashaheels Vater, in der Hauptstadt Sanaa umstellt. Zuvor war es dort zu einer Schießerei zwischen Bewaffneten des Al-Shami-Stammes und den Wachen des Hauses gekommen. Bashraheel junior sieht darin einen weiteren Schlag gegen die Pressefreiheit. „Die Regierung hasst, Al Ayyam‘, weil wir ausführlich über Anti-Regierungsdemonstrationen im Süden berichten.“ Radio und Fernsehen im Jemen sind staatlich kontrolliert. Die Zeitungen hingegen genössen etwas mehr Freiheit, meint Zaid Ali al-Alya’a, Chefredakteur des „Yemen Observer“. Man könne sogar manchmal den Präsidenten kritisieren. Das Pressegesetz von 1990 erlaube der Regierung jedoch jede beliebige Interpretation, schlimmstenfalls drohe Journalisten die Todesstrafe. Selbstzensur ist deshalb ein großes Problem im Land. Nach Ansicht von Faris Sanabani, Chefredakteur der Hochglanzmagazine „Arabia Felix“ und „Yemen Today“, gibt es drei große Tabus für Journalisten: Religiöse Führer, Stammesführer und Sex. Wer daran rührt, muss mit Selbstjustiz durch die Betroffenen rechnen, auf den Schutz des Gesetzes darf er nicht hoffen: Pressefreiheit auf Jemenitisch.

Internet: http://al-ayyam.info (Arabisch); www.yobserver.com

Erschienen in Ausgabe 4/2008 in der Rubrik „Weltreport“ auf Seite 51 bis 51 Autor/en: Birgit Kaspar, Aden. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.