Bücherkiste

Von der Front

Barbara Korte / Horst Tonn (Hrsg.), Kriegskorrespondenten: Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, 383 S., 39,90 Euro

Kriegskorrespondenten erfreuen sich in den letzten Jahren großer publizistischer Beachtung. Der Sammelband fällt etwas aus dem üblichen Rahmen, wie schon der Blick auf die Herausgeber zeigt: Barbara Korte ist Anglistik-Professorin an der Uni Freiburg, Horst Tonn Amerikanistik-Professor an der Uni Tübingen. So befasst sich ein Beitrag mit der Typisierung des Kriegsreporters in Roman und Film des 21. Jahrhunderts. Doch wie sieht dieser sich eigentlich selbst? Die Doktorandin Julia Müller untersucht autobiografische Darstellungen britischer Korrespondenten im Bosnienkrieg. Diese versuchen ihren inneren Konflikt aufzuarbeiten, der sich aus der gleichzeitigen Rolle als Akteur und Zuschauer ergibt, was nur literarisch möglich ist. Doch Worte können auch versagen, wie der Beitrag über die Befreiung der Konzentrationslager in der westlichen Bildpresse zeigt. Susan Sonntag hat in diesem Zusammenhang von der „Autorität“ der Fotografie gesprochen.

Reizfigur

Springer

Hans-Peter Schwarz, Axel Springer. Die Biografie, Propyläen, Berlin 2008,

734 S., 26 Euro

Bewunderung und Hass zog Axel Springer gleichermaßen auf sich – Beleg dafür, dass er weit mehr als ein Verleger war. Der Zeithistoriker Hans-Peter Schwarz, der auch Adenauers Leben nachgezeichnet hat, entwirft mit seiner Springer-Biografie gleichsam ein Panorama der gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik bis 1985, dem Todesjahr des Kämpfers für die Wiedervereinigung. Autor Schwarz überrascht mit dem Hinweis, Springer habe anfangs die lllusion gehegt, ein politischer Verleger könne sich halbwegs aus den großen Kontroversen seiner Zeit heraushalten. Im „politischen Hornissennest“ Berlin musste dies freilich ein frommer Wunsch bleiben. Wenig bekannt dürfte auch sein, dass der eiserne Axel sich immer wieder mit dem Gedanken trug, den Verlag abzustoßen und ein gediegenes Pensionärsleben gegen den Dauerbeschuss der zahlreichen Widersacher zu tauschen. Hans-Peter Schwarz kommt hinsichtlich der charakteristischen Vermengung von Axel Springers politischem Engagement mit seiner pub- lizistischen Vormachtstellung zu einem kritischen Urteil: Die Politisierung habe dem Wachstum des Konzerns Einhalt geboten und der Akzeptanz seiner Zeitungen geschadet.

Komplexes

Visualisieren

Catherine Bouchon, Infografiken. Einsatz, Gestaltung und Informationsvermittlung, Verlag Werner Hülsbusch, Boizenburg 2007, 146 S., 27,90 Euro

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Infografiken in Zeitungen und Magazinen eher zurückhaltend eingesetzt wurden. Catherine Bouchon zeigt auf der Basis einer Studie, wie „Focus,“ „Spiegel“ und „stern“ das Gestaltungselement Infografik für die Visualisierung komplizierter Sachverhalte nutzen. Zudem befasst sich die Autorin, welche die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eines IT-Dienstleisters verantwortet, mit der Beurteilung durch Rezipienten. Neben Empirischem finden die Leser eine Historie der Infografik und einen Überblick über die verschiedenen Spielarten. Catherine Bouchon versäumt es nicht, auch auf mögliche Nachteile von Infografiken aufmerksam zu machen: Was optisch solide daherkommt, muss inhaltlich keineswegs unanfechtbar sein. Da es sich bei der Infografik um eine journalistische Darstellungsform handele, habe diese den fünf Kriterien für eine Nachricht zu genügen: Übersichtlichkeit, Aktualität, allgemeines Interesse, Verständlichkeit und Objektivität. n

Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „tipps für journalisten“ auf Seite 87 bis 88. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.