Schichtwechsel

Mini-Job, Zweitjob, Traumjob – die Arbeitswelt ist vielfältig und befindet sich in einem riesigen Strukturwandel. Die Menschen arbeiten flexibler als noch vor zwanzig Jahren. Sie lassen sich ein auf veränderte Arbeitsbedingungen mit neuen Arbeitsorten und Zeiten. Erwerbsbiografien, bei denen jemand dreißig Jahre beim gleichen Unternehmen arbeitete und auch noch nach Tarif bezahlt wurde, gehören der Vergangenheit an. Über sie zu berichten ist oft langweilig. Journalisten können sich allerdings die zunehmende Kreativität und Flexibilität der arbeitenden Bevölkerung für schöne Geschichten zunutze machen und über Besonderheiten aus der Arbeitswelt berichten. Wer möchte nicht gerne wissen, warum ein 95-jähriger Mann immer noch als Tischler arbeitet oder wie eine Mutter zurechtkommt, die als Internetstripperin arbeitet. Wie Redakteure das Thema Arbeitswelt originell angehen, zeigen Beispiele aus dem „Offenburger Tageblatt“, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dem „Freien Wort“ (Suhl) sowie der „Berliner Morgenpost“.

Lokaltipp des Monats:

Länger als erforderlich. Als der Bundestag die Rente mit 67 beschloss, da sah sich ein Mitarbeiter der „Berliner Morgenpost“ einmal bei „arbeitswütigen Rentnern“ um, die heute schon länger arbeiten, als es gesetzlich vorgesehen ist. Autor Sebastian Eberle sprach mit einem 95-jährigen Tischler, einem 70-jährigen Arzt und einer ebenso alten Buchhalterin. Den Kontakt zu den fleißigen und rüstigen Menschen bekam er über die Ärzte- und die Handwerkskammer. Er war auf der Suche nach Selbstständigen und Freiberuflern. „Das in dem Alter keiner mehr bei Siemens am Band stehen darf, ist klar“, sagt Sebastian Eberle. Bei allen dreien musste der Journalist einige Überredungskünste anwenden, da sie nicht unbedingt in die Zeitung wollten und ihre Tätigkeit eher als normal empfanden.

Kontakt: Sebastian Eberle, Tel. (030) 45 08 39 12, eMail: sebastian.eberle@gmx.net, Internet: www.morgenpost.de

Ideenbörse:

Alles nebenbei. Wer als Student über die Runden kommen will, jobbt nebenbei. „Hauptsache Nebenjob“ heißt eine Serie im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Journalistin Claudia Hauser stellte u. a. einen Liftboy in einem Club vor, der aus seinem an sich langweiligen Job eine kleine Show macht. Der Student, der Jura und Kulturwissenschaften studiert, unterhält die Fahrgäste nämlich mit Geschichten, Musik und kleinen Kunststücken.

Kontakt: Kerstin Meyer, Tel. (0221)2 24 22 55, eMail: hochschule@ksta.de, Internet: www.ksta.de

Blank gezogen. Das „Freie Wort“ in Suhl brachte eine Geschichte über eine Internetstripperin. Die Journalistin Karin Düchs besuchte eine Mutter an ihrem Arbeitsplatz zu Hause. „Ich wollte darstellen, wie die Frau den Spagat zwischen den Welten hinbekommt“, sagt Düchs. Einerseits verdient die Frau aus einem kleinen Dorf Geld in einem zwielichtigen Gewerbe und wird dafür teilweise geächtet. Anderseits macht es ihr Spaß und auch die Familie steht hinter ihr, fand die Journalistin heraus.

Kontakt: Dr. Karin Düchs, Tel. (0179) 9 44 40 59, eMail: karin.duechs@gmx.net, Internet: www.freies-wort.de

Früh ausgeschlafen. Das „Offenburger Tageblatt“ stellt in einer Serie acht Menschen vor, die arbeitsbedingt morgens früh aufstehen müssen. Redakteurin Kirsten Pieper und Volontärin Maria Benz taten es ihnen gleich und schrieben Reportagen über einen Bäcker, einen Radio-Moderator, einen Gärtner, eine Zeitungsausträgerin, einen Lkw-Fahrer, einen Metzger, eine Hotel-Service-Kraft und einen Krankenhausangestellten. Mit den Beiträgen sollte nicht nur der Arbeitsalltag gezeigt werden, sondern auch wie sich die Arbeitszeit auf das Privatleben der Porträtierten auswirkt.

Kontakt: Kirsten Pieper und Maria Benz, Tel. (0781) 35 34, eMail: kirsten.pieper@reiff.de, Internet: www.baden-online.de n

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe“.

Kontakt: Redaktion „drehscheibe“,

Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,

Homepage: www.drehscheibe.org

Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „tipps für journalisten“ auf Seite 83 bis 83 Autor/en: TEXT bernd-volker brahms. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.