Zweierlei Maß

Von gewaltbereiten Muslimen wird immer wieder geschrieben. Als sich in Schweden jedoch ein Journalist mit Morddrohungen konfrontiert sah, nachdem er eine Jesus-Karikatur veröffentlicht hatte, blieb das weitgehend unbemerkt. Menschen, die ihre christlichen Gefühle verletzt sehen und dann mit Gewalt drohen, scheinen für Medien erheblich weniger interessant als Muslime, die Gleiches tun. „Ich hoffe, du bekommst ein Messer ab“, hatte ein unbekannter Anrufer Ola Sigvardsson, Chefredakteur der Regionalzeitung „Corren“, auf den Anrufbeantworter gesprochen. Zuvor hatte sein Blatt ein Plakat nachgedruckt, auf dem zu se- hen war, wie ein Teufel seine Notdurft auf den Kopf des Jesus verrichtet. Die Zeitung druckte das Motiv ab, nachdem die Kommune das Plakat, das für ein Punk-Festival warb, hatte abreißen lassen. Weil das Christentum in Schweden Majoritätsreligion ist, müssten dessen Anhänger damit klar kommen, erheblich stärker kritisiert und herausgefordert zu werden als Repräsentanten von Minoritätsreligionen, schrieb der Chefredakteur als Erklärung, warum er das Jesus-Motiv, nicht aber das Mohammed-Motiv gedruckt hat. Nun mag der Mensch, der dem Chefredakteur auf den Anrufbeantworter gesprochen hat, ein Einzelner gewesen sein, der eine Drohung aussprach, die er nie zu verwirklichen gedenkt. Doch das mag ebenso bei Gewaltandrohungen von muslimischer Seite der Fall sein, nur werden die stets publik gemacht.

Internet: www.corren.se/ archive/2008/2/29/jm02x1p2jn8tvnc.xml

Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „weltreport“ auf Seite 73 bis 73 Autor/en: Clemens Bomsdorf, Kopenhagen. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.