Der Burda-Manager und seine Botschaft

Jürgen Todenhöfer will informieren, nicht missionieren. Er will Fakten darlegen, die andere falsch auslegten (bewusst oder unabsichtlich), übersahen oder nicht sehen durften. Die „anderen“ sind für ihn Journalisten, Politiker, der irakische Widerstand und die Terrorgruppe Al Qaida, je nach Deutung oder Auslegung der Fakten.

Der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete und heutige Spitzenmanager des Burda-Konzerns hat bereits zwei Anti-Kriegs-Bestseller geschrieben. Nach „Wer weint schon um Abdul und Tanaya?“ sowie „Andy und Marwa“ über die Schicksale von zivilen Opfern des angloamerikanischen Afghanistan- und Irak-Krieges legte er jetzt sein drittes Buch vor: „Warum tötest du, Zaid?“. Darin lässt er irakische Widerstandskämpfer zu Wort kommen: Yussuf, einen Christen an der Seite der Muslime, oder Aisha, die für die Mütter der Kämpfer spricht. Die Hauptperson ist Zaid  ein 22-jähriger Student, der nicht in den Krieg ziehen wollte und dann doch im Kampf gegen die amerikanischen Besatzer seine Bestimmung findet, nachdem seine beiden Brüder von US-Soldaten hinterrücks erschossen wurden.

Der Mann, den Jürgen Leinemann 1979 im „Spiegel“ als einen „Selbstentwickler“ abqualifizierte, ist schwer nach gängigen Maßstäben zu messen.

Todenhöfer, geboren 1940 in Offenburg, studierte Rechts  und Staatswissenschaften und arbeitete zunächst als Richter, wie sein Vater. 1972 ging er in den Bundestag, war dort Sprecher der CDU/CSU für Entwicklungspolitik und Rüstungskontrolle, 1984 legte er als erster CDU-Abgeordneter seine Einkommensverhältnisse offen. Mitte der 80er Jahre trat er in den Burda-Verlag ein, zunächst noch neben seiner Abgeordneten-Arbeit (bis 1990). Seit 1996 ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Burda Holding, zuständig für die Bereiche Verlage (außer Focus), Finanzen und Verwaltung.

Jürgen Todenhöfer ist eine schillernde Persönlichkeit  eitel, mutig und großherzig zugleich. So spendet er den großen Teil seiner Autorenhonorare Hilfsprojekten in den betroffenen Ländern. Wer ihm das erste Mal begegnet (nackenlange graue Haare, weich modulierte Stimme), macht gedanklich gleich mehrere Schubladen auf: Spinner, Jünger oder Alt-Guru.

Wer mit ihm redet, schiebt die Schubladen schnell wieder zu. Keines der Bilder trifft wirklich seine Person. Andererseits ist es diese professionelle Mixtur aus Medienmanager und Ex-Politiker, die einem aufstößt, weil Todenhöfer allzu genau weiß, wie er sich und seine Sache gegen den Krieg ins Gespräch bringt. Doch wenn man, wie Todenhöfer, die „Leute zwingen will, sein Buch zu lesen“, das doch der besseren Verständigung zwischen Occident und Orient dienen will, dann ist wohl  aus seiner Sicht  fast alles erlaubt.

Erschienen in Ausgabe 6/2008 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 16 bis 16 Autor/en: Peter Marx. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.