Die Folgen der Telekom-Affäre

Nach den Doping-Eskapaden des von ihr gesponserten Rennstalls vor einem Jahr folgte f�r die Deutsche Telekom Ende Mai ein zweites PR-Desaster: Das Unternehmen musste einr�umen, zum einen im Jahr 2000 einen damaligen Mitarbeiter der „Financial Times Deutschland“ von Detektiven beobachtet haben zu lassen. Zum anderen gestand der T-Konzern, in den Jahren 2005 und 2006 IT-Spezialisten mit der Auswertung von Verbindungs-Nachweisen beauftragt zu haben. Vorstand und Aufsichtsrat wollten damit Lecks in der Konzernspitze finden. Zuvor waren Interna an die Presse durchgestochen worden. Ziel der Forschungen waren mindestens Aufsichtsr�te und Journalisten, m�glicherweise auch Manager der Telekom. Die Aff�re l�ste eine Debatte dar�ber aus, wie sicher Journalisten und Informanten sind.

Das nachweislich einzige bisher namentlich bekannte Opfer ist „Capital“-Redakteur Reinhard Kowalewsky, der �ber Jahre hinweg Infos aus Aufsichtsratssitzungen notierte. Wichtige Details sind aber nach wie vor nicht bekannt. Im Raum steht etwa das Ger�cht, die Telekom habe bei „Capital“ einen Maulwurf eingeschleust. Auch ist nicht klar, welche Verbindungen eigener Mitarbeiter kontrolliert wurden, ob etwa sogar der damalige Vorstand und heutige T-Chef Ren� Obermann betroffen ist. „Capital“- und „FTD“-Verleger Gruner + Jahr stellten Strafantrag gegen den Konzern � wie auch Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat.

Kowalewsky beschrieb 2003 unter dem Titel „R�ckzieher des Aufsehers“, wie der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel daran scheiterte, f�r sich mehr Mitsprache �ber die aktuelle Konzernpolitik durchzusetzen. 2005 folgten zwei umfangreichere Geschichten, in denen Kowalewsky vertrauliche Informationen transportierte, darunter Expansionspl�ne.

Kowalewsky schweigt zu der Aff�re. Ganz „Capital“ will sich vorerst lieber nicht unterhalten � und schickt bei Anfragen eine externe PR-Agentur vor. Der Chefredakteur der „FTD“, die zu einer Zeit von der Aff�re „Telekomgate“ betroffen war, in der er dort noch nicht an Bord war, sagt hingegen: „In Vorst�nden von Unternehmen solcher Gr��enordnung wird viel geforscht. Das hat deshalb keinen von uns wirklich �berrascht.“ Und in der Tat: Schon wird auch der Lufthansa nachgesagt, einen Journalisten beobachtet zu haben, um ein Leck ausfindig zu machen. Dumm nur: Journalist und Informant sollen sich ausgerechnet in einer Lounge der Fluglinie besprochen haben.

Zur Telekom-Aff�re sagt Klusmann: „Dadurch �ndert sich bei uns nichts Grunds�tzliches an der Arbeitsweise.“ Dass Unternehmen Detektive einsetzen w�rden, um Indiskretionen nachzusteigen, sei „ja auch total weit verbreitet“, und wer etwas anderes glaube, naiv. Klusmann glaubt aber auch, dass im Schatten der Debatte vor allem bei den DAX-Konzernen Informanten k�nftig vorsichtiger sein werden. „Vor allem Papiere werden in Zukunft wahrscheinlich noch seltener durchgestochen � das Risiko ist inzwischen viel zu gro�.“ dan

Erschienen in Ausgabe 7/2008 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 20 bis 20. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.