Titelseite
(1) + Zeitungskopf: Im Gegensatz zu Zeitungsköpfen in Versalien entsteht durch die Groß- und Kleinschreibung eine gut wiedererkennbare Außenform. Der Kopf ist gut lesbar. Die kleineren Titel darunter zeigen das Problem: Versalien sind immer schlecht lesbar, wirken aber monumental.
(2) – Anrissleiste links: Die blaue Unterlegung unter der Inhaltsangabe ist etwas zu dunkel. Schlecht lesbar. Der Text wirkt etwas gedrängt. Die Bilder enthalten für das kleine Format zu viele Details.
(3) + – Solobild: Der Einzelverkauf der Zeitungen geht seit Jahren zurück. Ob dieses Bild die Wende einleiten kann, darf man bezweifeln. Besser wäre wahrscheinlich ein Bild zum Aufmacher. Bildschnitt und Bildwahl verbessern.
(4) + Aufmacher: Der halbfette Vorspann wirkt als auf- lockerndes Element im Grau des Textes. Der Aufmacher ist nicht zu kurz und nicht zu lang.
(5) – Zweispalter: Klassischer Fehler: Die Artikel stehen auf gleicher Höhe nebeneinander und die Überschriften laufen nahezu voll. Der Leser kann durchlesen. So entsteht aus zwei Artikeln optisch ein einziger. Besser: Überschriften sollten nicht volllaufen.
(6) – Kommentar: Er steht auf etwas zu dunklem Blau und ist dadurch nicht so gut lesbar.
Innenseite
(1) + Seitentitel: Die Versalien und der Weißraum wirken seriös, sachlich und funktional. Kein Wort zu viel, kein Dekor.
(2) + Ergänzungsbox: Der Aufmacher hat einen Vorspann und in der dritten Spalte eine Ergänzungsbox. Die Box hat auch keinen überflüssigen Ballast, sondern nur rundum Weißraum.
(3) + – Meldungsleiste: In dieser Kolumne werden Inhalte von Abnehmern des Mantelteils platziert. Es wird immer auf die Homepage der jeweiligen Zeitung verwiesen. Guter Service. Die Überschriften sollten zweizeilig sein, damit mehr Inhalt übertragen wird.
(4) – Dreispalter: Er wirkt hier irgendwie eingeklemmt. Die Überschrift sollte größer sein, der Text etwas länger.
(5) + Überschriften-Apparat: Im Zuge der Neugestaltung wurde die Dachzeile mit Stichwort entfernt und zu Überschrift und Unterzeile übergegangen. Insbesondere der Wegfall des Stichwortes ist ungewöhnlich, weil es gerade im Trend liegt, Stichworte zu verwenden. 10 Jahre Erfahrung mit diesem Element der Leserführung haben wohl zu diesem Schritt geführt.
(5) – Termine: Sie sind hier unten nicht gut platziert. Sie wären besser in einer einspaltigen Kolumne rechts oder links auf der Seite untergebracht. Eine Untergliederung mit Weißraum und kleinen Quadraten am Start jeder Meldung wäre sinnvoll.
Eindruck
Das „Schwäbische Tagblatt“ steht hier stellvertretend für die „Südwest-Presse“ aus Ulm. Dieser Verbund mit sehr vielen Abnehmern von Mantelseiten hat eine Auflage von 323.744 Exemplaren (IVW 1/08). Das Layout wurde im Frühjahr erneuert. Die Zeitung wirkt insgesamt kühl, sachlich. Auf Grund des Layouts kann man die Zeitung als verlässlich, gediegen, seriös und ein bisschen konservativ einschätzen. Das kühle Layout könnte man als Nachhall der „Ulmer Schule“ für Design betrachten. Die Schule wurde bereits in den fünfziger Jahren geschlossen, gilt aber bis heute als Hort besonders sachlicher und funktionaler Gestaltung.
Erschienen in Ausgabe 7/2008 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 83 bis 83. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.