Sprechernotizen

Lufthansa 1: Gut gemacht!

Der Sommer geht zu Ende, der Altweiber-Sommer – pardon, politisch unkorrekt – der Endsommer-Abschnitt, schickt uns noch ein paar Sonnenstrahlen – und wir alle denken dankbar daran zurück, wie hochprofessionell die Lufthansa den von Verdi ausgerechnet in der Hauptreisezeit vom Zaun gebrochenen Streik kommunikativ gemanaged hat. Über mehrere Wochen waren die Leute von Lufthansa-Kommunikationschef Klaus Walther hochkonzentriert im Einsatz, sorgten für Kaffee und Tee für wartende Fluggäste, versorgten Medien mit den richtigen Botschaften, den richtigen Bildern und den richtigen „Spins“, hielten Fluggäste auf allen Kanälen auf dem Laufenden, setzten Verdi unter Druck, brachten helfende Third-Party-Stimmen in die Medien und zuletzt auch den auf Lufthansa-Kosten First Class in die Südsee geflogenen Verdi-Chef Bsirske – und gewannen am Ende auf ganzer Linie die Meinungs- und Sympathieschlacht gegen die schlecht gelaunten Gewerkschafter (auch wenn der Tarif-Abschluss nicht billig wird). Und zum guten Schluss bedankten sich die professionellen Streik-Kommunikatoren per gut getexteter Anzeige in allen überregionalen Medien noch für die Geduld der Passagiere. Chapeau! Glückwunsch an Klaus Walther und seine Mannschaft von Dr. Who für diese exzellente Kommunikation in der Streik-Krise!

Lufthansa 2: Pech gehabt!

Nicht ganz so gut lief es für Lufthansa-PR-Chef Klaus Walther auf dem schlüpfrigen Parkett der Promi-Society: Sabine Christiansen, ehemals ARD-Darling und zuletzt vor allem in einen französischen Jeans-Fabrikanten verliebt (wer wollte es ihr missgönnen), ist „nach einer großen Enttäuschung“ endlich wieder unter der Haube – und sooooo glücklich, wie wir alle in „Bild“, „Gala“ und „Bunte“ wochenlang lesen konnten. Geheiratet wurde in Paris, nachgefeiert auf Ibiza – und alle Gäste hatten ihrem Dress-Code zu folgen – weiß wie die Unschuld wollte die Dame sehen. Und so kamen denn auch alle weiß gewandet. Der „Bunten“ waren es zehn (!) Seiten mit vielen Fotos wert. „Schöne Menschen in Weiß – ein Bild wie aus der Raffaello-Werbung“ – fabulierte die Zeitschrift, mit sicherem Gespür für das Austesten von Peinlichkeitsgrenzen. Und wen sehen wir da auf einem Foto, nachdem wir Party-OB Klaus Wowereit, Hemdenschneider Otto Kern, Friseur Udo Walz und andere Promiklatsch-Größen – darunter übrigens auch Ex-„Spiegel“-Chef Stefan Aust, auch in Weiß, was ihm nicht steht – besichtigen durften? Lufthanseat Klaus Walther. Pech nur: Im Bildtext zu seinem Konterfei wird er als „Thomas Ellerbeck (Vodafone)“ bezeichnet. Der war zwar mal sein Mitarbeiter und ebenfalls unter den Hochzeitsgästen, ist auf diesem Foto aber gar nicht zu sehen. Dafür hält auf einem anderen Foto ein unbekannter Mann mit Hut eine Dame im Arm, wobei dieser Herr dann laut Bildtext Klaus Walther sein sollte. War er aber nicht. Aber dafür machte Kollege Walther ja eine tolle Figur als „schöner Mensch, wie aus der Raffaello-Werbung“.

Abbruch und Aufbau

Hochbeschäftigt sind derzeit A&B Financial Dynamics aus Frankfurt. Einerseits führen die Spin-Experten der von Rupert Ahrens geführten Agentur auch nach der Einigung mit einigem Erfolg die PR-Schlacht für den Zulieferer Schaeffler, der sich auf gerissene und nicht ganz von Zweifeln freie Art und Weise an Continental herangeschlichen und dann sein hungriges Maul aufgerissen hatte, um die Hannoveraner zu schlucken. Dabei liefern sie sich eine PR- und vor allem Medien-Schlacht vom Feinsten mit den Kollegen von Hering Schuppener Consulting., die Continental zur Seite stehen. Andererseits müssen sie an anderer Stelle den Abbruch-Bagger bewegen: A&B darf die wenig geliebte Insolvenz der Hertie-Kaufhäuser schonend unters Medien-Volk bringen. Dabei sind sie bei Weitem nicht so erfolgreich wie bei Schaeffler. Während A&B-Spin-Doctor und Berater Michael Reinert mit Schaeffler fast am Ziel scheint, muss sein Kollege Hartwin Möhrle noch mühsam Presseinfos verbreiten, in denen – natürlich – alle hinter Hertie stehen und alles voll unterstützen. Das Leben ist manchmal ungerecht …

Richard Gaul greift an und durch

Kaum im Amt, hat der neue Vorsitzende des Deutschen PR-Rates seinen ersten echten Fall. Richard Gaul, Ex-BMW-Kommunikations-Chef und beim PR-Rat seit wenigen Wochen Nachfolger des alt-ehrwürdigen Horst Avenarius (übrigens auch mal BMW-Chefkommunikator noch zu Eberhard von Kuenheims Zeiten) geht gegen Prof. Dr. Klaus Merten vor. Der emeritierte Professor der Universität Münster betreibt mit einigen Partnern eine Fern-Weiterbildungseinrichtung mit dem schönen Namen com+plus. – die neuerdings lautstark die aufmerksamkeitsheischende These vertritt, PR seien eine „Lizenz zum Täuschen“. Merkwürdige PR in eigener Sache eines Instituts, das im Markt ansonsten noch nicht übermäßig aufgefallen ist,. Und ob diese Aktion nun so richtig geschäftsfördernd ist, darf wohl bezweifelt werden. Sollte com-plus nicht deutlich machen, dass sie die Regeln guter PR-Ethik einhalten, droht Gaul ihnen nun nicht nur mit einer Rüge, sondern auch mit einem Ende der Zertifizierung der com+plus-PR-Prüfungen durch die entsprechenden Gremien. „Unser Berufsethos verbietet Täuschung ausdrücklich“, sagt Gaul. Recht so!

Unfreundliche Zeiten

In Hannover ging es in den letzten Wochen hoch her: Erst musste sich Carsten Maschmeyer, Schröder-Freund und Gründer der Versicherungsvertriebs-Truppe AWD mit Zentrale in Niedersachsens Hauptstadt, mit seinem neuen Mehrheitsaktionär SwissLife einigen. Der Versicherungskonzern, der vor einigen Monaten bei AWD eingestiegen war, hat sein Aktienpaket auf über 90 Prozent aufgestockt, Maschmeyer hat wiederum seine Anteile an AWD komplett an Swiss Life verkauft und dafür drei Prozent Anteile an den Schweizern erhalten. So richtig friedlich scheint die neue Partnerschaft aber nicht zu laufen, wenn man der Schweizer „Sonntagszeitung“ glauben darf. Dort hieß es vor Kurzem, dass der Neueigentümer mit dem bisherigen Management von AWD reichlich unzufrieden sei, die Swiss Life finde in Hannover Zustände vor, „die weit von modernen Standards entfernt sind. Und das ist noch nett formuliert.“ In der Branche wird jetzt eifrig spekuliert, wie es für den AWD-Chef weitergeht – und damit auch für seinen Sprecher Béla Anda, gerade erst im April vom obersten zum ganz obersten Kommunikationschef benannt. Denn mitten im Sommerloch hagelte es zudem Schlagzeilen zur heißen Übernahmeschlacht um den Konkurrenten MLP, den Swisslife und AWD unfreundlicherweise vereinnahmen wollten. MLP hat kurz darauf zurückgeschlagen und in seine Verteidigungsphalanx u .a. Allianz und Axa als Anteilseigner geholt. Mal sehen, was AWD und/oder Swisslife nun unternehmen.

Erschienen in Ausgabe 9/2008 in der Rubrik „Unter „3““ auf Seite 80 bis 81. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.