Nachdem sich am frühen Nachmittag des 20. August die Nachricht vom Absturz des Spanair-Fluges JK 5022 in Madrid-Barajas verbreitete, begann für viele Journalisten die Suche nach Daten und Bildern, die die Katastrophe fassbar machen konnten. Die Maschine war in einer Senke des Flughafengeländes explodiert, das machte es Kameraleuten unmöglich, das Wrack direkt einzufangen. Umgehend verhängte zudem der Untersuchungsrichter, in dessen Zuständigkeit der Absturz fiel, ein Bilderverbot vom Unglücksort. Erst im Laufe des Abends, nachdem der Unmut unter den Journalisten immer größer geworden war, gestattete man der spanischen Presseagentur EFE vier pietätvolle Aufnahmen zu verbreiten. Zur ersten Pressekonferenz im Flughafen fanden sich gleich vier Minister ein. Man verlas ein knappes Kommuniqué, gab kaum Informationen weiter – und kein Minister gestattete Nachfragen. Das siebensekündige Video der Flughafenbehörde, das den Absturz aus Sicht einer entfernten Kontrollkamera zeigte, behielt die Infrastruktur-Ministerin Magdalena Àlvarez gleich für sich, um es exklusiv dem Krisenstab der Regierung vorzuführen. Selbst der Untersuchungsrichter musste auf eine Kopie warten, die Öffentlichkeit blieb ganz außen vor. Mit Rücksicht auf die Familien der Opfer ließ sich eine derart restriktive Informationspolitik nicht rechtfertigen. Doch die staatlichen Stellen kamen damit durch. „Überwältigt vom Unfall und von dem Schmerz, den er verursacht hat, wagten wir kaum zu protestieren", schrieb „El Pais" erst Wochen später in einer nachgeholten Reflektion zur „Krisen-Kommunikation".
Internet: http://www.elpais.com/articulo/panorama/Comunicacion/crisis/elpepusocdgm/20080907elpdmgpan_5/Tes
Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 60 bis 60 Autor/en: Merten Worthmann, Barcelona. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.