Chillfaktor Menschenrechte

Pünktlichkeit ist keine Tugend auf den Philippinen. Dass sich aber eine halbe Stunde nach dem angesetzten Beginn einer Pressekonferenz – sonst beliebte Happenings – nur ein Häuflein Journalisten einfindet, passiert selten. Achselzuckend begrüßt Leila de Lima schließlich die wenigen Zuhörer. Die Vorsitzende der philippinischen Menschenrechtskommission ist es gewohnt, dass ihre Anliegen kaum auf Gegenliebe stoßen. Ihr Bericht über die elende Situation in den Flüchtlingslagern Mindanaos, in die Tausende Zivilisten vor den Kämpfen zwischen der muslimischen Rebellengruppe MILF und dem Militär geflohen sind, wird ernst zur Kenntnis genommen. Keiner macht ein Scherzchen, wie es sonst üblich ist. Niemand stellt zweideutige Fragen, um die Lacher auf seiner Seite zu haben. Die Klimaanlage verwandelt den Raum in eine Kältekammer. Nächstes Thema: die ermordeten Aktivisten und Journalisten. Hunderte sind in den sieben Jahren der Arroyo-Regierung umgekommen, die Aufklärungsrate ist gleich null. Die Menschenrechtskommission versuche Licht ins Dunkel zu bringen, erklärt de Lima. Nur, „wir müssen ja genau bei denen um Amtshilfe anklopfen, die auf der Anklagebank sitzen – Polizei und Militär." Ein gequältes Lachen wird laut. Es sollte das einzige bleiben bei dieser unterkühlten Pressekonferenz.

Internet: www.chr.gov.ph

Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 60 bis 60 Autor/en: Hilja Müller, Manila. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.