Was sich Lokaljournalisten ausdenken, um Stammleser ans Blatt zu binden und neue Zielgruppen anzusprechen, zeigen Beispiele aus der „Stuttgarter Zeitung", der „Mittelbadischen Presse" (Offenburg), der „Westdeutschen Zeitung" (Düsseldorf) und der „Gelnhäuser Neuen Zeitung".
Lokaltipp des Monats:
Türen öffnen: Auf sechs Wochen verteilt, bot die „Stuttgarter Zeitung" in diesem Sommer 36 Veranstaltungen für Leser an. Vom Kochkurs bei einem Spitzenkoch bis hin zum Besuch der Villa Reitzenstein, dem Dienstsitz von Ministerpräsident Günther Oettinger. Das Besondere daran: Die Leser erhalten Zutritt zu Orten, die ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Die Angebote waren für die Teilnehmer kostenlos und wurden von der Stadt- und Regionalredaktion organisiert. Um mit den Lesern ins Gespräch zu kommen und die Aktion publizistisch zu begleiten, waren bei jeder Veranstaltung ein Schreiber, ein Fotograf und ein Mitglied der Ressortleitung anwesend. Bei der Leserschaft fand die „Sommerferienaktion", die bereits zum zweiten Mal lief, großen Anklang. 12.000 Anmeldungen gingen in der Redaktion ein und 1.200 Leser nahmen an den Veranstaltungen teil. Im Blatt erschienen während dieser Zeit jeden Tag Geschichten, die sich thematisch um die Veranstaltungen drehten.
Kontakt: Achim Wörner,
Tel. (0711) 72 05 12 70,
eMail: A.Woerner@stz.zgs.de
Ideenbörse:
Zeitungswette: Im Rahmen der „Ortswette", die in den verschiedenen Zeitungen der „Mittelbadischen Presse" läuft, fordern die Zeitungsmacher ein Mal im Jahr eine Gemeinde zu einer Wette heraus. So wettete etwa die „Acher-Rench-Zeitung" 2007, dass es die Stadt Oberkirch nicht schafft, Stadträte und lokale Wirtschaftsbosse zu einem öffentlichen Weinstampfen zu bewegen. Die Oberbürgermeister der Gemeinden haben zwei Wochen Zeit bis zur öffentlichen Wetteinlösung. In Oberkirch waren bei dieser Veranstaltung 1.000 Leute dabei. Die Zeitungen begleiten die „Ortswette" täglich im Blatt. Zudem wird die Serie mit einer Abo-Aktion verbunden, um gezielt Nichtleser anzusprechen. Als Wetteinsatz stiftet das Blatt einen Betrag für soziale Zwecke. Bisher haben die Gemeinden immer gewonnen.
Kontakt: Rüdiger Keller,
Tel. (07802) 804 35,
eMail: ruediger.keller@reiff.de
Kinderfreundlich: Die „Westdeutsche Zeitung" fragte ihre Leser im Juli nach den 40 schönsten Gründen, die für Kinder sprechen, und forderte sie auf, Kinderfotos einzusenden. Anlass zu der Aktion war das Buch „No Kids", in dem die französische Autorin Corinne Maier 40 Gründe gegen Kinder nennt. Die Idee der Zeitung, den Spieß umzudrehen, fand große Resonanz: In den zwei Tagen nach dem Aufruf im Blatt gingen rund 150 E-Mails mit Begründungen und Fotos in der Redaktion ein. Die 40 besten Gründe und Bilder wurden auf einer Panoramaseite abgedruckt, alle weiteren Fotos auf der Internetseite gezeigt.
Kontakt: Alexander Marinos,
Tel. (0211) 83 82 23 58,
eMail: alexander.marinos@
westdeutsche-zeitung.de
Spielplatztest: In einer groß angelegten Serie testeten die Redakteure der „Gelnhäuser Neuen Zeitung" im Sommer 2004 alle 194 Spielplätze in 88 Orten des Verbreitungsgebietes. Die Redaktion kündigte am jeweiligen Tag an, wo und wann getestet wird, und lud die Leser ein, dorthin zu kommen. Zwei Lokalredakteure und 20 bis 30 Leser waren bei jedem Test vor Ort. Jeden Tag erschien mindestens ein Spielplatz-Test mit Bewertung im Lokalteil des Blattes. Auf den beiden Spielplätzen, die am besten abgeschnitten hatten, veranstaltete die Zeitung zum Abschluss der Serie Kinderfeste, zu denen jeweils mehr als 500 Besucher kamen. Zwei Jahre später nahmen die Redakteure die 25 Spielplätze mit den schlechtesten Ergebnissen in einem Nachtest noch einmal unter die Lupe.
Kontakt: Thomas Welz,
Tel. (06051) 83 32 10,
eMail: Th.Welz@gnz.de
Tipp
Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe".
Kontakt: Redaktion „drehscheibe",
Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,
Homepage: www.drehscheibe.org
Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Service“ auf Seite 76 bis 76 Autor/en: Jan Steeger. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.