„Qualität hat keine Grenzen"

Corinna Emundts, geboren 1970 in Essen, studierte von 1990 bis 1995 Politikwissenschaften, Politische Soziologie und Kommunikationswissenschaften an der LMU München. Parallel besuchte sie die 29. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule. Ab 1992 schrieb sie für überregionale Zeitungen (u. a. „taz", „Spiegel", „Wochenpost"). 1995 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis für eine „taz"-Reportage über KZ-Überlebende („Was war, das war"). Nach dem Studium ging Emundts zu einem Arbeitsaufenthalt nach New York. 1996 fing sie bei der „Süddeutschen Zeitung" an, zunächst beim „SZ-Magazin", ab 1998 als Reporterin im Ressort „Die Seite Drei". 1999 wechselte Corinna Emundts ins politische Ressort der „Woche" nach Hamburg. 2001 wurde sie Parlamentskorrespondentin der „Frankfurter Rundschau" in Berlin und 2004 freie Politikkorrespondentin (seit 2005 mit Büro in der Bundespressekonferenz) für Print/Online und Rundfunk (u. a. „Zeit", „Zeit online", Deutschlandfunk, „Cicero"). Im Juli 2008 wurde Corinna Emundts zur Büroleiterin von tagesschau.de im ARD-Hauptstadtstudio berufen.

Warum sind Sie Journalistin geworden?

Aus Liebe zum geschriebenen Wort. Im festen Glauben, dass Journalismus eine wichtige Funktion in der demokratischen Gesellschaft hat. Und aus purem Interesse an Menschen, Politik und Zeitgeschichte.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Marion Gräfin Dönhoff mit ihrem Pionier(innen)geist; Theo Sommer (Mentor) mit seiner gelassenen, heiteren Art zu führen; Herbert Riehl-Heyse mit seiner feinsinnigen Ironie; Tissy Bruns mit ihrer warmen Abgeklärtheit; Giovanni di Lorenzo als Gesamtkunstwerk u. v. m.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn seine Leser/Hörer/Zuschauer nicht immer schon vorher wissen, was er/sie sagen wird.

Wie wird sich der Journalistenberuf verändern?

Jedenfalls nicht so negativ, wie viele unken. Hängt entscheidend von der Gesellschaft und Verlegerpersönlichkeiten ab – ob man bereit ist, für Qualitätsjournalismus weiterhin Geld auszugeben. Wenn dem so ist, kann Journalismus im Internet übrigens für Print/TV/Radio durchaus zur Qualitätssteigerung beitragen.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Ja. Aber teilweise verstehe ich leider auch, weshalb es so schlecht ist.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus" empfehlen?

„Bestellte Wahrheiten" und „Arbeiten in vermintem Gelände. Macht und Ohnmacht des Journalismus" (=Theodor-Herzl-Vorlesung bei Wolfgang R. Langenbucher), beides von Herbert Riehl-Heyse.

Wie wichtig ist Klatsch?

Das Salz in der Suppe. Aber immer gilt: „Be yourself, no matter what they say!" (Sting).

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

An den berühmten Journalistenschulen. In Volontariaten bei anspruchsvollen Medienhäusern. Unverzichtbar: Die Besten lesen, studieren und immer weiter am eigenen Stil arbeiten. Motto: Qualität hat keine Grenzen nach oben!

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Nicht mehr beim Berufseinstieg. Auch nicht in dienenden, moderierenden oder berichtenden Tätigkeiten. Aber sobald es um die Töpfe der Macht geht, bleiben die Jungs lieber unter sich. Es gilt leider immer noch: „Frauen kommen weit, aber nicht hoch" (Birgit Wentzien, SWR).

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Stärke und Schwäche zugleich: Perfektionismus.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

www.tagesschau.de, www.nytimes.com, www.economist.com .

Ihr liebstes Hobby?

Sich in der Natur bewegen; gerne: am oder im Wasser.

Was war ihr bisher größter Erfolg?

Eine anständige Rede als Patin zur Konfirmation meines ältesten Patenkindes hinbekommen zu haben. Jobmäßig in jüngerer Zeit: „E-Mail aus Berlin", die tägliche Wahlkampf-Kolumne auf „Zeit online" 2005 und die Neuentwicklung des Formates „Deppendorfs Woche" auf tagesschau.de.

Ihr größter Flop?

Mein Ausflug in die Welt der Fußballkommentatoren während meiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule, München.

Welche Medienprojekte aus jüngerer Zeit sind für Sie besonders zukunftsträchtig?

„Süddeutsche Sonntagszeitung".

Ihre Lieblingszeitung?

„Die Zeit".

Ihre Lieblingssendung?

„Tagesthemen".

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Starke Nerven, Neugier, Hartnäckigkeit, Gelassenheit und vor allem: Humor

Was sollte Ihnen später nachgesagt werden?

Diese Frau hatte Stil.

Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 90 bis 90. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.