Zeitung 2.0 in Gießen

"Hessens erste Mitmachzeitung" nennen die Macher ihr Blatt. Das ist ziemlich bescheiden, denn es ist ein bisher bundesweit einmaliges Projekt: eine Zeitung, die nahezu ausschließlich von Lesern, sogenannten „Bürgerreportern" bestückt wird. Seit Mitte September wird in Gießen und Umgebung mittwochs und samstags die „Gießener Zeitung" in einer Auflage von 125.000 Exemplaren kostenlos verteilt. Wer mitmachen will, muss sich im Portal www.gießener-zeitung.de unter seinem Klartextnamen als User anmelden. Anonyme Beiträge werden nicht zugelassen, trotzdem haben sich bis Ende September bereits rund 600 User registrieren lassen. Eine Auswahl der Internetbeiträge kommen als „best of" in die „Gießener Zeitung". Seit der 2. Ausgabe stammen etwa 65 Prozent der Beiträge von den Usern, der Rest wird von zwei Redakteurinnen und einem festen freien Mitarbeiter zugeliefert, die zugleich auch die Website moderieren.

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsunternehmen der beiden Verlage Hitzeroth Druck+Medien in Marburg („Oberhessische Presse") und Druck- und Pressehaus Naumann in Gelnhausen („Gelnhäuser Neue Zeitung"), die die „Gießener Zeitung" deutlich oberhalb eines Anzeigenblatts, aber unterhalb der klassischen Tageszeitung positionieren wollen. Einerseits wollen sich die Verlage über die partizipatorische Mitwirkung der Leser mit der „Zeitung 2.0" einen neuen Markt erschließen und gleichzeitig damit auch eine Lücke im Verbreitungsgebiet schließen: Durch die Zeitungsgründung ist es nun möglich, den Anzeigenkunden der beiden Verlage erstmals eine komplette Belegungseinheit von Nord- bis Südhessen nach dem Prinzip „one order, one bill" zu bieten. Redaktionell verantwortlich zeichnet für das Projekt derzeit in Personalunion Jürgen Trohosch, einer der beiden Geschäftsführer der neuen Trägergesellschaft GZ medien GmbH.

Das Internet-Portal www.giessener-zeitung.de und die gedruckte Zeitung werden komplett auf der webbasierten Publishing-Lösung des Augsburger Unternehmens gogol medien produziert.

Das Unternehmen steht auch hinter dem Portal „myheimat.de" für lokale Leserreporter-Communities. Darauf setzen auch seit diesem Sommer die Madsack-Heimatzeitungen. Die Heimatzeitungen mit eigenständigen Lokal-Redaktionen wie beispielsweise die „Leine-Zeitung" liegen als Tabloids den Madsack-Titeln„Hannoversche Allgemeine Zeitung" und der „Neuen Presse" bei. Parallel zu ihren lokalen Verbreitungsgebieten setzt die Chefredaktion der Heimatzeitungen, Peter Taubald und Clemens Wlokas (s.a. Seite 24 f.) darauf, sich mit dem hyperlokalen Netzangebot für ihr Verbreitungsgebiet z. B. „myheimat.de/Garbsen" über den Weg eines zeitungsunabhängigen Nutzerportals neue Lesergruppen zu erschließen. Auch hier führt der Weg bereits aus dem Internet zurück zum Print: Nach erfolgreichem Internet-Auftakt produzierten die Macher im September erstmals auch gedruckte Sonderausgaben mit Beiträgen aus dem Community-Portal, die anzeigenfinanziert kostenlos verteilt werden. Annette Milz

Internet: www.giessener-zeitung.de; www.myheimat.de

Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.