Der Polit-Medien- zirkus wird laute

Martin Reckweg, geboren am 31. Oktober 1957 in Minden/Westfalen, studierte Germanistik und evangelische Theologie in Hannover, Münster und an der Universität von Georgia/USA. Von 1983 bis 1985 volontierte er bei der „Ostfriesen-Zeitung“ in Leer. Von 1986 an arbeitete er für den Norddeutschen Rundfunk (NDR): zuerst als Hörfunk-Redakteur im NDR-Landesfunkhaus Niedersachsen, danach als Leiter der Hannover-Redaktion und des „Messe-Journals“ von NDR 1 Radio Niedersachsen. Von 1998 bis 2001 war Reckweg Referent des Direktors im Landesfunkhaus Niedersachsen und Mitglied der NDR-Kommissionen zu Kooperationen mit Radio Bremen. In den Jahren 2001 bis 2008 leitete er das NDR-Studio Oldenburg und war zuständig für die Fernseh- und Hörfunkberichterstattung aus der Region zwischen Ems-Weser-Elbe. Zu seinem Verantwortungsbereich gehörten die aktuelle Berichterstattung über Großereignisse und Fernsehfeatures (Transrapid-Unglück, Holzklotzmord, Kindermörder Hoffmann, Meyer-Werft). Seit 1. November ist Martin Reckweg Chefredakteur von Radio Bremen, als Nachfolger von Jens Meyer.

Warum sind Sie Journalist geworden?

Bauer, Arzt oder Goldschmied ging nicht – zwei linke Hände. Auf dem Weg zum Journalisten kam ein glücklicher Zufall zum andern.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?

Als Volontär bei der „Ostfriesen-Zeitung“; Thema: Klootschießer-Länderkampf zwischen Oldenburg und Ostfriesland.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Vorbild kann nur sein, wer auch als Mensch in Ordnung ist. Ich lese aber gerne: Axel Eggebrecht, Jürgen Leinemann, Gisela Friedrichsen.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er/sie mit Begeisterung an einer Sache dran ist. Wenn er/sie im Beitrag neue Perspektiven aufzeigt. Wenn der Text originell ist.

Wie wird sich der Journalistenberuf verändern?

Zeitung, Radio, TV – alles bleibt, aber anders. Der große Bruder Internet steht über allem. Recherche wird einfacher und oberflächlicher. Das Regionale/Lokale wird leben. Der Polit-Medienzirkus wird noch schriller und lauter werden.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Da kann man gut mit leben.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Riehl-Heyses „Bestellte Wahrheiten“, P. J. Siebenpfeiffer (1832) über Freiheit der Presse

Wie wichtig ist Klatsch?

Am Gartenzaun sehr. Als Lektüre auf dem WC auch, im Job ebenfalls unvermeidbar.

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

Bei erfahrenen Kollegen, die Begeisterung entfachen können und von Menschen, die Geschichten zu erzählen haben.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Ja, da auch. Vor allem, wenn es um Familiengründung geht.

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

handwerklich: Ich kann Rasen mähen und Kühe melken. Stärken sonst: Ich behalte den Überblick und kann Plattdeutsch. Schwächen: Ich bin ein schlechter Autofahrer.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

100-Sekunden-Tagesschau.de, wetter.de, popolski.de .

Welches Buch lesen Sie gerade?

Ryszard Kapuscinski: „Meine Reisen mit Herodot“

Ihr liebstes Hobby?

Wandern und Joggen durch den bunten Herbstwald.

Was war ihr bisher größter Erfolg?

Lukas (17) und Johannes (15)

Ihr größter Flop?

Ein Hörfunk-Interview mit Raissa und Michail Gorbatschow 1999: Eine Stunde auf Band aufgenommen, am Ende war nichts drauf, weil das Mikrofon defekt war.

Welche Medienprojekte aus jüngerer Zeit sind für Sie besonders zukunftsträchtig?

RadioBremenOnline

Ihre Lieblingszeitung?

Das erste Buch der „Süddeutschen“, Sportteil der „FAZ“, Regionalteil der „Ostfriesen-Zeitung“

Ihre Lieblingssendung?

„Sportschau“, „Weltspiegel“, „South Park“.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Begeisterung und Bodenhaftung, Freunde und Informanten.

Was sollte Ihnen später nachgesagt werden?

Man hat gern mit ihm gelebt.

Erschienen in Ausgabe 11/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 86 bis 86. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.