Foto-Podcasts mit Videoanmutung

Nach dem Audio-Zeitalter haben die Onlineredaktionen vor einiger Zeit das Videozeitalter ausgerufen. Jetzt besinnen sie sich auf die gute alte Bildergalerie samt Diaschau. Allerdings sollen die Bilder sprechen können und auch ein bisschen bewegt sein. Damit etabliert sich gerade eine dritte Podcast-Form, die Ende der 1990er-Jahre kurz aufblitzte, aber dann mit dem Untergang der klassischen Web-Reportage verschwunden ist: die Audio-Slideshow, auch Foto-Podcast genannt.

Diese Art des Podcasts etabliert sich zwischen Audio-Podcast und Video im Netz, will aber mehr sein als reines Standbild-Web-TV. Natürlich heben die Welterneuerer unter den Online-Kollegen sofort die Hände und prophezeien: „Jetzt werden die journalistischen Stilformen völlig neu erfunden.“ Sogar von einer ganz „neuen Darstellungsform für Reportagen“ ist die Rede.

Die Wirklichkeit gibt sich – wie üblich – weitaus bescheidener. Wem das reine Audio-Podcast mit einem Foto des Protagonisten nicht ausreicht, ein Video aber gleichzeitig in der Produktion zu komplex und fürs Budget zu teuer ist, der greift gern zum Foto-Podcast oder zur Audio-Slideshow. Und die unterliegt natürlich denselben methodischen und stilistischen Anforderungen der Bilddramaturgie und des Textens fürs Bild, wie man sie aus Print und TV kennt.

Wie funktioniert’s? Um ein Foto-Podcast oder eine Audio-Slideshow produzieren zu können, ist eine Kombination von Bildbearbeitung und Audiotechnik vonnöten. Das Rohmaterial in Sachen Bild sollte eine gut ausgestattete Spiegelreflexkamera liefern. Es muss allerdings nicht gleich ein Vollformat sein. Für die Bearbeitung empfiehlt sich Photoshop. Für den Ton werden neben einem guten Kugelmikrofon ein Aufnahmegerät mit erträglichem Vorverstärker und gut abgeschirmte Kabel für die Verbindung zwischen beiden benötigt.

Misstrauen ist angebracht, wenn an dieser Stelle ein Stereomikrofon als unbedingt erforderlich aufgeschwatzt werden soll. Stereo-Tonaufnahmen brauchen nämlich nur diejenigen Kollegen, die auch darauf bestehen, dass wir alles im Volontariat Erlernte sofort vergessen müssen und im Online-Journalismus bitte schön völlig neue Stilformen zu erfinden seien. Die Audiobearbeitung lässt sich mit Audition oder ähnlicher Software ganz gut bewerkstelligen.

Dann müssen Bild und Ton natürlich noch zusammengebracht werden. Und hier kommt Soundslides ins Spiel. Der amerikanische Fotojournalist Joe Weiss hat dieses Multimedia-Tool im Jahre 2005 entwickelt und – zunächst natürlich nur für Macs – auf den Markt gebracht. Sehr rasch folgte eine Windows-Version.

Soundslides importiert Fotos im JPG-Format und Audiodateien im MP3-Format. Wer mit dem Audio-Schnittprogramm Audacity arbeitet und deshalb ohnehin bereits die entsprechende Lame-DLL auf seinem Windows-Rechner installiert hat, kann auch Audio-Dateien im unkomprimierten Wav-Format einlesen. Die Länge der Präsentation richtet sich nach der Länge der Audio-Datei. Soundslides ordnet zunächst alle Fotos mit der gleichen Abspiellänge an. Die kann einfach durch „Drag and Drop“ mit der Maus verändert werden. Dabei ist eine Zeitleiste mit Timcecode eingeblendet.

Wer sich für die etwas teurere Version Soundslides plus entscheidet, kann auch eine reine Diaschau ohne Ton produzieren. Auch die Animationseffekte für die einzelnen Bilder sprechen für Soundslides plus.

Erschienen in Ausgabe 11/2008 in der Rubrik „Service“ auf Seite 80 bis 80. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.