Freien-Kampf in den Sendern

Während sich die „Freischreiber“ (s. a. Seite 12 und mediummagazin-Titel 10/08) mit Schwerpunkt Print- und Onlinejournalisten formieren, gründen sich auch in den Sendern immer mehr Freieninitiativen. Denn auch die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser versuchen, mit sogenannten Buy-out-Verträgen Urheber- und Verwertungsrechte zu sichern, sind aber wie viele Verlage nicht bereit, dafür die Honorare anzuheben.

Die prominenteste Initiative sind die „Freien im Norden“. In der Gruppe, die wie alle Initiativen in den Sendern keinen Vereinsstatus hat, kommen mehrere hundert Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zusammen. Sie sprechen von einer „begrenzten Haltbarkeit der Freien“: Der Sender verhängt über seine Mitarbeiter nach maximal 15 Jahren eine sogenannte Sperrzeit. Dann dürfen die Freien ein gutes Jahr nicht für den NDR arbeiten. Der Sender will so verhindern, dass sich Freie eine Stelle einklagen können. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat der NDR sogar seinen Produktionsgesellschaften untersagt, „Gesperrte“ zu beschäftigen.

Bei den „Freien im Norden“ ist der Widerstand gegen die Hausleitung so groß wie in keinem anderen Funkhaus. Die Situation ist auch mit Abstand am krassesten: Immer mehr Mitarbeiter fallen unter die Sperrklausel und dürfen anschließend nur bis zu einer Honorargrenze von ingesamt 18.000 Euro wieder arbeiten. Um ihrem Frust Nachruck zu verleihen, haben die zusammengeschlossenen Freien Anfang dieses Jahres zu mehreren Hundert in der Hamburger Innenstadt protestiert (vgl. MM 03/08). Da die Aktion angekündigt war, konnte sich der Sender vorbereiten. Der Konflikt ist bisher nicht gelöst.

Auch beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat es am 2. Oktober inzwischen einen solchen „freien Tag“ gegeben. Hier heißt die Freien-Bewegung RBBpro. Zwar nehmen noch lange nicht so viele Mitarbeiter wie beim NDR daran teil. Doch in den Funkhäusern in Berlin und Potsdam steht eine Eskalation der Lage nur kurz bevor, angefeuert durch neue Honorarbedingungen. Der Sender hat für deren Unterzeichnung ein Ultimatum bis zum 7. November gestellt.

RBBpro, Verdi und DJV kritisieren, dass die Online-Verwertung der Beiträge in den ersten sieben Tagen gar nicht und anschließend nur mit einem Zuschlag von 2,5 Prozent auf das Honorar der Radio- oder Fernsehredaktionen bezahlt werden soll. Anderorts bei den Öffentlich-Rechtlichen sind fünf Prozent von Anfang an üblich. Gleichzeitig soll die Frist, in der Beiträge kostenfrei auf den Sendern wiederholt werden dürfen, von 24 Stunden auf 28 Tage ausgedehnt werden. Außerdem will der Sender laut RBBpro die Haftung „nahezu ausschließlich“ den Freien aufdrücken.

Und auch beim WDR macht sich inzwischen erster Widerstand gegen die Personalpolitik des Senders breit: Mehrere Freie haben gegenüber dem Personalrat den Verdacht geäußert, der Sender würde Aufträge verstärkt an Produktionsgesellschaften vergeben statt freie Mitarbeiter zu beschäftigen. Hier ist es bisher, so am 7. Oktober, aber nur zu Informations- und noch nicht zu Protestveranstaltungen gekommen.

http://www.frei-im-norden.de

http://www.rbbpro.de

Erschienen in Ausgabe 11/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.