Gericht stärkt Seppelt

Erleichterung für den ARD-Dopingexperten Hans-Joachim Seppelt: Das Hamburger Oberlandesgericht hat eine einstweilige Verfügung gegen den freien Journalisten aufgehoben, die ihm neun Monate lang verbot, Mitglieder des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) und damit quasi alle deutsche Wintersportler pauschal der illegalen Steigerung ihrer sportlichen Leistung durch die Einnahme von Drogen (Neudeutsch: Doping) zu verdächtigen (MM 3/08).

Seppelt hatte seine Verdächtigungen unter anderem in der „Tagesschau“ verbreitet. Der Journalist nannte bislang jedoch keine Namen, sondern kreiste die Betroffenen lediglich auf Sportarten wie Biathlon ein und fügte an, darunter seien auch Deutsche. Weil die Meldung mitten in einen von der ARD live übertragenen Biathlon-Weltcup platzte und von der Deutschen Presse-Agentur noch unzulässig verkürzt verbreitet wurde, sorgten Seppelts Recherchen für großes Aufsehen.

Moderator Michael Antwerpes, auch Sportchef des SWR, entschuldigte sich im laufenden Programm und im Beisein eines DSV-Sprechers für diese „journalistische Fehlleistung“, wie er Seppelts Arbeit nannte. Der damalige ARD-Programmdirektor Günter Struve ließ damals zudem mitteilten, er stehe Seppelts Meldung zumindest „reserviert gegenüber, weil Pauschalverdächtigungen nicht unserem Qualitätsstandard entsprechen“. ARD-aktuell-Chef Kai Gniffke hatte hingegen schon damals gesagt, an der Meldung sei nichts auszusetzen.

Antwerpes ließ jetzt die Nachfrage, ob er angesichts der neuen Rechtsprechung noch zu seinem Urteil von damals stehe, unbeantwortet. Struve ließ immerhin einen Sprecher mitteilen, seine Aussage vom Januar sei keine juristische, sondern „eher eine ethische“ gewesen: Struve möge keine Pauschalverdächtigungen – „und da-ran hat sich nichts geändert“.

Für Seppelt war das Redeverbot aber ohnehin kein Arbeitsverbot, weil ihm der in Sachen Dopingberichterstattung in der ARD federführende WDR uneingeschränkt vertraute. So war Seppelt, der einst beim RBB fest angestellt war, aber auf eigenen Wunsch inzwischen als Freier arbeitet, in diesem Frühjahr mehrfach für seine Dokumentation „Olympia im Reich der Mittel“ in China und den USA unterwegs. Seppelt war zudem als Dopingexperte für die ARD bei den Spielen in Peking. Daniel Bouhs

Erschienen in Ausgabe 11/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.