Scham ist ein Gefühl …

… der Verlegenheit oder der Bloßstellung, das sowohl durch Verletzung der Intimsphäre auftreten als auch auf dem Bewusstsein beruhen kann, durch eigene unehrenhafte, unanständige oder erfolglose Handlungen sozialen Erwartungen oder Normen nicht entsprochen zu haben. Das Schamgefühl ist häufig von vegetativen Erscheinungen wie Erröten oder Herzklopfen begleitet und kann durch typische Reaktionen wie das Senken des Blickes ausgedrückt werden.“ Ach, wäre es doch damit getan. Die Verfasser dieses Wikipedia-Eintrags kannten offenkundig die Reaktionsskala einer Elke Heidenreich nicht. Statt den Blick zu senken, griff sie zum Griffel und spritzte Gift und Galle in der „FAZ“ und schämte sich öffentlich für das Programm des deutschen Fernsehpreises und als Dreingabe, „in so einem Sender (das ZDF) überhaupt noch zu arbeiten“. Als die Kritik sich gegen die Kritikerin zu wenden begann ob ihres Schmähtons, legte sie auch noch nach: „Ich gebe zu, das war scharf, aber es war auch nötig, denn wo keine Funken fliegen, brennt nichts. Jetzt brennt es.“ Dummerweise in der eigenen Hütte, aber nicht da, wo es zu Recht zündeln sollte. Der Ton macht eben die Musik, hätte auch die Opern-Liebhaberin Heidenreich wissen können. Ganz anders unsere Leserinnen und Lesern, die perfekt das moderne Einmaleins der positiven Motivation beherrschen: Lob und konstruktive Kritik beflügeln uns zu steter Verbesserung. Und am Jahresabopreis von 49 Euro – ein Klacks gegenüber den öffentlich-rechtlichen Grundgebühren – gibt´s wenig auszusetzen. Oder doch? Dann schreiben Sie uns, bitte ganz ohne Scham. ami

Erschienen in Ausgabe 11/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 86 bis 86. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.