Der DFB, ein Kritiker und das Internet

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat unfreiwillig Bekanntschaft mit der neuen Medienwelt machen müssen. Nachdem der freie Journalist Jens Weinreich DFB-Chef Theo Zwanziger wegen dessen harscher Kritik an einer Entscheidung des Bundeskartellamts als „unglaublichen Demagogen" bezeichnete, schlug der Verband mit einer zweifelhaften Pressearbeit zurück. Unter anderem unterschlug der DFB in seinen Pressemitteilungen, in denen sich das Präsidium hinter ihren Vorsitzenden stellte, dass Weinreich einen Prozess gewann, mit dem Zwanziger ihm in dieser Sache das Wort verbieten lassen wollte.

Weinreich – früher Sportchef der „Berliner Zeitung" und heute Freier u. a. für „SZ" und „FR", der sich seit Jahren kritisch mit Sportfunktionären auseinandersetzt – nutzte sein eigenes Weblog, um den Fall zu dokumentieren. Weil Zwanziger einen neuen Prozess anstrebt, rief Weinreich auf seiner eigenen Seite und über den Verteiler des von ihm selbst gegründeten Sportnetzwerks für kritischen Sportjournalismus um Hilfe: „Es geht einzig und allein darum, die Wahrheit zu beugen, mich zu diffamieren, meine Integrität, Kompetenz und Professionalität als Journalist in Frage zu stellen und damit meine wirtschaftliche Existenz als freier Journalist zu gefährden."

Weinreich bekam von diversen Bloggern Unterstützung, darunter auch dem Blog-Pionier Stefan Niggemeier. Ein Blogger wies gar nach, wie aus dem Rechnernetz des DFB der Wikipedia-Eintrag Zwanzigers kurzzeitig um das besagte und zu Ungunsten Zwanzigers erlassene Urteil bereinigt wurde. Außerdem schrieben mehrere Zeitungen über den Fall. Der mediale Protest nahm sogar so viel Fahrt auf, dass sich selbst der Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS), Erich Laaser, per Mitteilung für Weinreich stark machte (die sich sonst eher herzlich abgeneigt sind). Auch der deutsche PR-Rat hat angekündigt, dass er sich bald mit der PR-Strategie des DFB im Fall Weinreich beschäftigen will.

Internet: www.jensweinreich.de

Erschienen in Ausgabe 12/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 10 bis 11 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.