„Freischreiber" als Verband gestartet

Nun ist es vollbracht: Gut 140 freie Journalisten haben am 15. November in Berlin eine eigene Interessenvertretung gegründet. Titel: „Freischreiber – Berufsverband für freie Journalistinnen und Journalisten." Erster Vorsitzender: Kai Schächtele, der den Verband auch initiiert hat. Seine Stellvertreter sind der „Weltreporter" Felix Zimmermann und die freie Hamburger Wissenschaftsjournalistin Eva-Maria Schnurr (s. a. Titel mm 10/2008). Die Freischreiber wollen laut ihren neuen Statuten die Rechte und Interessen freiberuflich tätiger Journalisten in Presse, Hörfunk, Fernsehen und Onlinemedien vertreten und setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Honorare ein. Schächtele erklärte auf dem Gründungskongress, dazu wolle er Arbeitsgruppen für die großen Verlage gründen. Die Gruppen sollen die Arbeitsbedingungen analysieren und einen Vertreter der Freischreiber zu den Vorständen entsenden, um die Kritik der in dem Verband organisierten Autoren der Häuser gesammelt vorzutragen.

Wenig Hoffnung machte jedoch bereits im Vorfeld der derzeit dem Sparwahn verfallene Großverlag Gruner + Jahr (Bertelsmann). Von der „taz" auf die neue Gruppierung angesprochen, ließ Sprecher Andreas Knaut wissen, sein Haus werde „ganz sicher" nichts an der bisherigen Praxis ändern: „Wir treffen individuelle Vereinbarungen mit jedem einzelnen Autor, und das haben wir auch künftig vor."

Mitglied der Freischreiber kann werden, wer von der Künstler-Sozialkasse (KSK) als hauptberuflicher freier Journalist geführt wird. Ausnahmen, wie Radio- und Fernsehschaffende, die auf Lohnsteuerkarte arbeiten, aber trotzdem Freie sind, werden gesondert geprüft.

Die Freischreiber haben sich laut Statuten auch auf eine klare Trennung von Journalismus und PR festgelegt. In einer entsprechenden Selbstverpflichtung heißt es: „Ich verpflichte mich zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit. Ich lege Abhängigkeiten und Interessenverflechtungen offen. Ich lanciere keine als Journalismus getarnten PR-Beiträge. Ich lasse mich nicht von zwei Seiten bezahlen. Solche Praktiken sind mit meinem Verständnis von Journalismus unvereinbar." Internet: www.freischreiber.de

PS: Dass sich zäher Widerstand lohnen kann, zeigt sich beim NDR: Gerade hat Intendant Lutz Marmor angekündigt, die sogenannten Sperrfristen „ersatzlos" zu streichen. Bisher war es so, dass die freien Mitarbeiter seiner Fernseh- und Radiowellen nach maximal 15 Jahren für ein gutes Jahr gar nicht mehr und anschließend nur noch für ein einem Taschengeld gleichenden Höchstsatz arbeiten durften. Der Sender wollte sich so vor Festanstellungsklagen schützen. Zuletzt gingen im Februar dieses Jahres 400 Freie auf die Straße und blieben an diesem „freien Tag" den Funkhäusern fern (vgl. mm 03/08 und 11/08).

Erschienen in Ausgabe 12/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8 Autor/en: Daniel Bouhs. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.