Philanthropisches Hobby

Vor ihrem geistigen Auge sieht Melinda McAdams sie schon, die Zeitung der Zukunft. Natürlich wird sie nicht mehr gedruckt und verteilt (viel zu teuer), sondern findet sich nur im Netz. Sie wird hyperlokal sein und vollgepackt mit Informationen, intelligent verlinkt. Wer wissen will, was am nächsten Wochenende vor seiner Haustür passiert, was es kostet und wer dabei ist, wird mit wenigen Klicks fündig. Welche Werkzeuge Journalisten brauchen, wie sie Flash programmieren und Videos produzieren, dynamische Grafiken entwickeln, das lehrt McAdams ihre Studenten an der University of Florida in Gainesville. Und diskutiert es in ihrem Blog „Teaching Online Journalism". Wer die Zukunft erahnen will, der kann auch einen Blick in die „Las Vegas Sun" werfen, Spielwiese für einige der größten Talente im amerikanischen Onlinejournalismus. Und wer sich fragt, woher künftig das Geld kommt für investigativen Journalismus, wenn niemand mehr etwas für Nachrichten zahlen will, der stößt auf „ProPublica". Finanziert von der Sandler Foundation in New York recherchieren dort gestandene Kollegen Geschichten, um die sich sonst niemand kümmert – und bieten sie kostenlos zur Publikation an. Kritischer Journalismus wird zum philanthropischen Hobby, Amerika macht es vor

Internet: www.mindymcadams.com

Erschienen in Ausgabe 12/2008 in der Rubrik „Special“ auf Seite 56 bis 56 Autor/en: Matthias B. Krause, New York. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.