Voyage, voyage
Françoise Hauser, Reisejournalismus. Das Handbuch für Quereinsteiger, Globetrotter und (angehende) Journalisten, Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2008, 222 S., 24,90 Euro
Kaum etwas beflügelt die Phantasie so sehr wie das Wort „Reisejournalismus". Françoise Hauser räumt mit den Klischees auf, die sich um das Metier ranken. Von wegen in der Hängematte liegend spontane Eindrücke in den Laptop tippen. Schreiben sei auch für Reisejournalisten harte Arbeit – ohne Eigenmarketing und Kenntnisse der Besonderheiten der Reisebranche laufe nichts. Die Autorin, studierte Sinologin und Geografin, kennt beide Seiten, da sie in der Touristik tätig war, bevor sie als Quereinsteigerin in den Reisejournalismus wechselte. Das umfangreichste Kapitel widmet sich ganz einfach dem Thema „Text". Der Klassiker ist hier natürlich die Reise-Reportage. Über Qualität befinden nicht Journalistik-Seminare, sondern: „Der Leser entscheidet, ob der Text gut ist." Übersichtlichkeit und Nutzwert zählen, Daten und Fakten müssen stimmen – der Leser dürfte ansonsten den ganzen Text in Zweifel ziehen. Strikt zu vermeiden sind abgedroschene Wörter und Phrasen wie der „Traumstrand", der sich so gerne auf Reiseseiten sonnt. Was den Wandel des Reisejournalismus betrifft, so sticht vor allem eines ins Auge: das Gros der Texte steuern freie Journalisten bei. Oder anders ausgedrückt: Zeit ist Geld.
Presse-Unfreiheit
Perry Reisewitz (Hrsg.), Pressefreiheit unter Druck. Gefahren, Fälle, Hintergründe, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, 147 S., 16,90 Euro
Ohne das Recht auf freien Zugang zu Informationen und Meinungsfreiheit gibt es keine Demokratie. In der Praxis allerdings, das zeigt der Sammelband „Pressefreiheit unter Druck", wird die Arbeit der Medien keineswegs nur in Russland behindert. In Deutschland kreist die Debatte exemplarisch um den „Fall Cicero". Dabei muss die Obrigkeit in der Regel gar nicht einschreiten, oder, in den Worten von Heribert Prantl: „Früher war die Pressefreiheit vom Staat bedroht. Heute besorgen die Medien das selbst." Gefahr gehe von Verlegern aus, die ein Grundrecht aushöhlten. Hans Leyendecker wiederum weist auf die, in ökonomisch schwierigen Zeiten voraussichtlich noch zunehmende, Aufweichung der strikten Trennung zwischen Redaktion und Werbung hin, die auf ihre Weise ebenfalls der Pressefreiheit Hohn spricht. Ein ganz anderer kritischer Punkt ist der „Bürgerjournalismus", der Fragen hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Transparenz aufwirft.
Ein garstig Lied
Susanne Fengler / Bettina Vestring, Politikjournalismus,
VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008,
198 S., 19,90 Euro
Hat der klassische Politikjournalismus ausgedient, und dürstet das Medienpublikum nach „Politainment"? Welchen Zwängen sind Politikjournalisten ausgesetzt? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich Susanne Fengler, Journalistik-Professorin an der TU Dortmund, und Bettina Vestring, die Leiterin des Bundesbüros der „Berliner Zeitung", in ihrem Buch. Wie die Politik, so steckt auch der Politikjournalismus voller Widersprüche. So schreibt Uwe Vorkötter, Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau", in seinem Vorwort, dass der Leserforschung zufolge das Interesse an politischen Vorgängen im Ausland gering sei – kein Medium habe aber je ein Problem damit gehabt, einen Korrespondentenposten in Washington oder Moskau zu besetzen. Jedes der neun Kapitel gliedert sich in die zwei Teile „Sichtweisen der Praxis" und „Perspektiven der Forschung". Aktuell besonderes Interesse finden dürfte das Thema „Parteilichkeit als Herausforderung für den Politikjournalismus". Hessen ist schließlich überall.
Erschienen in Ausgabe 01+02/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 64 bis 64. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.